2 Türen

Wer sich der staatlich verordneten Stagnation im Fahrzeugbereich entgegenzustellen gedachte, hatte es in der DDR nicht gerade leicht, doch war es kein Ding der Unmöglichkeit, wie der Melkus RS 1000 eindrucksvoll beweist.

Mit Mittelmotor und Flügeltüren war der DDR-Sportwagen keine halbe Sache ©autorild.de

Die Produktionsgenehmigung des Melkus RS 1000 resultierte aus einer Initiative vom Motorsportverband ADMV. Im November 1968 beantragte die Kommission Automobilrennsport bei der Zentralen Sportkommission einen gänzlich im Inland zu montierenden Sportwagens „zu Ehren des 20. Jahrestages der Gründung der DDR“. Sobald es grünes Licht gab,

entwarf der Dresdner Rennfahrer Heinz Melkus in der Arbeitsgemeinschaft Sportwagen zusammen mit Ingenieuren der TU Dresden, der Verkehrshochschule Dresden sowie Technikern des Automobilwerks Eisenach und Designern der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bis April 1969 den ersten Prototyp vom bei 245 cm Radstand 400 cm langen, 170 cm breiten und 107 cm hohen DDR-Sportwagen.

Aus einem Liter Hubraum schöpfte der RS 1000 70 Zweitakt-PS ©autorild.de

Melkus bediente sich im Wartburg-Regal

Vorderteil und Heckpartie des Melkus RS 1000 bestanden aus glasfaserverstärktem Polyester, während Türen und Dach aus Leichtmetall getrieben wurden. Anstelle eines Rohrrahmens nutzten die Tüftler einen modifizierten Fischbauchrahmen vom Wartburg 353. Aufhängung, Bremsanlage, Lenkung sowie Instrumente und Elektrik, sowie die Windschutzscheibe steuerte der 353 ebenfalls bei. Unter den Flügeltüren ruhten die Benzintanks, unter der Heckscheibe eine große Ablagefläche. Komfortfeatures gab es im Melkus Oldtimer keine, so blieb das Leergewicht bei 680 kg in der Sportversion und 750 kg in der Standardversion. Die Nutzmasse lag bei 200 kg, womit der hinter der Rückwand befindliche und für Sportwagen von der FIA verlangte Kofferraum von 60 x 40 x 20 cm mehr als ausgeschöpft war. 

50 der noch vorhanden 80 Melkus Oldtimer sollen fahrbereit sein ©autorild.de

Damals war der Melkus RS 1000 ein echter Renner

Motor und Getriebe vom DDR-Sportwagen stammten ebenfalls aus Eisenach, wurden aber gründlich überarbeitet. So erhielt der 1,0-l-Dreizylinder einen neuen Resonanzauspuff mit Doppelendrohr und drei MZ-Vergaser, was den wassergekühlten Zweitakter von 50 auf 70 PS bei 5.000 Umdrehungen und von 100 auf 117 Nm Drehmoment bei Touren trimmte. Anders als im 353 war der Motor im Melkus hinter dem Fahrer eingebaut und leitete seine Kraft an die Hinterräder. Mit den fünf statt vier Gängen der Knüppel- statt Lenkradschaltung kam der Melkus RS 1000 auf 165 km/h und beschleunigte in 13 Sekunden von 0 auf 100. Flotter war mit bis zu 210 km/h die Rennausführung, die dank Sportvergaser bei 6.000 Umdrehungen 100 PS leistete und 127 Nm mobilisierte.

Der Melkus RS 1000 wurde von 1969 bis 1980 gebaut ©autorild.de

Der DDR-Sportwagen ist eine echte Rarität

Vorliegender Melkus RS 1000 macht einen sehr guten, unverbastelten Eindruck. Klassische verbreiterte Stahlfelgen mit kleinen Radkappen statt neumodischen Alus, dafür ein originales Luftleitblech auf der Fronthaube. Sicher, das in DIN-Schrift nachgemachte DDR-Kennzeichen – R für Bezirk Dresden, Zusatzbuchstabe X für Bezirk Karl-Marx-Stadt und somit nicht ganz stimmig – sowie die unter den Scheinwerferabdeckungen drapierten Devotionalien hatten die bis zur Einstellung 1980 in 101 Einheiten gebauten RS 1000 nie. Damit ist der Flügeltürer, von dem noch etwa 80 Exemplare erhalten sein sollen, deutlich rarer als sein Stuttgarter Pendant.  

Straßenkarte und Automodell wanderten nachträglich in den Melkus ©autorild.de

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