2 Türen

Der vom Audi 50 abgeleitete VW Polo zeigte ab Frühjahr 1975, was ein Auto so alles haben musste – nämlich fast nichts. Natürlich stand der VW Kleinwagen aber auch mit weniger spartanischer Ausstattung zur Wahl.

Für Radkappen war bei diesem VW Oldtimer extra zu löhnen ©autorild.de

Mit simplen Türpappen, Öffnungen statt Klappen und zur Krönung eine Drahtschlinge als Gaspedal konnte Volkswagen

die Polo-Preise kräftig drücken. Auch fehlten auf der Beifahrerseite der Schließzylinder des Türschlosses und einige weitere Dinge, die im über der Basisversion positionierten VW Polo L zum Standard gehörten: „Sie können die Kopfstützen verstellen, gegen Nieselregen die Intervallschaltung der Scheibenwischeranlage anschalten und gegen Müdigkeit Ihren Polo in einen Liegewagen verwandeln. Dazu kommen die kleinen Ausstattungsdetails, die man meist nur dann bemerkt, wenn sie fehlen. Zum Beispiel die gepolsterten Sonneblenden und das große zusätzliche Ablagefach, den Türkontaktschalter und den Haltegriff auf der Beifahrerseite“, lobte die Broschüre den so auf Audi 50-Niveau gebrachten VW Oldtimer. 

Das maximal sachliche Markengesicht dieser Tage blieb dem VW Kleinwagen nicht erspart ©autorild.de

Bling-Bling am Polo

Die tiefere Griff ins Portmonee beim VW Händler brachte noch zusätzliche Vorteile: „Für etwas mehr Geld sieht Ihr Polo nicht nur schmucker aus – mit Zierrahmen an den Fenstern und Gummileisten auf den verchromten Stoßfängern sowie auf den blanken Zierleisten in Höhe der Gürtellinie -, sondern bietet innen auch mehr Komfort. Zum Beispiel angenehme Sitzbezüge und ein nützlicher Teppichboden, der hörbar schalldämmend wirkt.“ Den nach Umlegen der Rücksitzlehne von 285 auf 900 Liter wachsenden Kofferraum boten indes alle Ausführungen vom stets zweitürigen VW Polo 1 mit der großen, wenn auch nicht sehr tief hinuntergezogenen Heckklappe. Da ließ sich die Zuladung von 415 kg doch prima ausnutzen.

Die optionale L-Ausstattung verleiht dem Polo einen gewissen Luxus ©autorild.de

Eine Maß schafft der VW Oldtimer nicht

Der bei 234 cm Radstand 351 cm lange, 156 cm breite und 134 cm hohe Polo war das kleinster aller bis dato gebauten VW Modelle. Und bei einem Leergewicht von 685 kg langten auch kleine Motoren. In vorliegendem VW Oldtimer liefert der Fallstromvergaser-gefütterte 0,9-Liter-Vierzylinder 29 kW/40 PS bei 5.900 Umdrehungen und 61 Nm bei 3.500 Touren. Damit beschleunigte der stets mit einer Viergang-Handschaltung versehene Fronttriebler in 21 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreichte etwas über 130 Sachen Spitze. Dem Einhalt zu gebieten, oblag der Bremsanlage, die den hinteren Trommeln ab August 1975 vorn Scheiben zur Seite stellte. Den Kontakt zur Straße stellten beim VW Polo mit 40 PS schlanke 135 SR 13 Pneus her

Die Gummileisten der Stoßstangen fehlen bei diesem VW Polo 1 ©autorild.de

Mit dem VW Polo ins Vergnügen

„Das hier ist das Polo L-Modell: L wie Luxus, aber ein Luxus, den Sie sich leisten sollten. Vor allem dann, wenn Sie den Polo nicht nur zu Wochenendausflügen brauchen.“ Da hatten die Werbetexter aber nicht mit den Eignern unseres miamiblauen Fotomodells des Baujahrs 1977 gerechnet. Denn angesichts einer eher niedrigen fünfstelligen Laufleistung und des gemäß Besitzerangabe unrestaurierten Originalzustandes sieht es hier nach reiner Sonntags-nur-bei-Sonnenschein-Nutzung aus. Auch die nicht ansatzweise verschlissenen, L-typischen Breitcord-Sitzbezügen belegen das. Und das beim Sprit gesparte Geld wanderte direkt in die optionalen Chrom-Radkappen. Zum glanzlosen Ereignis wurde die Fahrt ins Grüne also nicht.   

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