Oben ohne

Der Victoria Spatz bot gegenüber einem Motorrad den Vorteil doppelt so vieler Räder. Weitere sah das Publikum nicht und griff zu anderen Kleinstwagen der 50er Jahre oder lieber gleich zu einem größeren Gebrauchtwagen.

  Der Victoria Spatz ist ein Mittelmotor-Roadster mit GfK-Karosserie ©autorild.de

Welche Fahrzeuge haben rundum eine fetten Gummistreifen, um bei Zusammenstößen keinen Schaden zu nehmen?

Ganz klar, Autoscooter. Und der Victoria Spatz. Auch hinsichtlich der Größe und der Luftigkeit ähnelte der Kleinstwagen stark dem Rummel-Remplern. Die allerdings erwiesen sich als erheblich populärer denn der Spatz, der in der von Februar 1956 bis Mai 1957 gebauten Urversion lediglich 859 und in der stärkeren Ausführung Victoria 250 von Juni 1957 bis Februar 1958 nur weitere 729 Kunden überzeugen konnte. Die mangelnde Nachfrage dürfte vor allem mit dem mühseligen und bei geschlossenem Verdeck nahezu undurchführbaren Einsteigen zu begründen sein. Zudem stand der Victoria Oldtimer im Ruf, nachdem einige Fahrzeuge bei Tests in Flammen standen, brandgefährlich zu sein. 

Im Victoria Oldtimer geht es eher spartanisch zu ©autorild.de

Der Victoria Spatz verfehlte die Ansprüche der Masse

Das hatten sich die Bayerischen Autowerke aus Traunreut und die Victoria Werke aus Nürnberg freilich ganz anders vorgestellt, als sie ihren Mittelmotor-Roadster mit GfK-Karosserie auf Zentralrohrrahmen lancierten. Wer seinerzeit dem Zweirad entstiegen war, das hatte die fränkische Motorrad-Fabrik korrekt erfasst, wollte nun den Aufstieg in preiswertes Auto wagen. Und, das war offenkundig entgangen, darin auch wirklich trocken bleiben. Zu blöd, dass Rivalen wie die Fuldamobil-Modelle, die Isetta oder das Goggomobil dem bei 195 cm Radstand 330 cm langen, 140 cm breiten und 124 cm hohen Victoria Spatz darin voraus waren. Auch fanden die Ex-Biker hier wesentlich geräumigere Platzverhältnisse vor, ebenfalls eine – konzeptbedingte – Schwäche vom 10,2 PS starken Victoria Sportwagen.

Mit dem Spatz starteten die Victoria Werke im Automobilsektor ©autorild.de

Der Victoria Oldtimer brachten Menschen in Kontakt

Vorliegender Victoria Spatz Nummer 391 entstammt dem Baujahr 1956. Da waren die Abnehmer noch nicht wirtschaftswunderverfettet und durften sich zu dritt auf die Sitzbank quetschen. Wer in der Mitte sitzend Fahrers Ellenbogen vor der Nase fürchtete, lernte besser rasch die Bedienung des Viergang-Getriebes mit Lenkradschaltung und – oho – elektrisch eingelegtem Rückwärtsgang. Den 191-ccm-Einzylinder-Zweitakter im Rücken, knatterten die Insassen mit rundum einzeln an Federbeinen aufgehängten 12-Zoll-Rädchen optimistisch der Zukunft entgegen. Allzu oft gönnten sie sich dieses Vergnügen indes nicht, laut Eignerangaben hat das einst für gar nicht mal so geringe 2.975 DM erhältliche Fahrzeug erst 11.100 Kilometer auf dem Zähler.

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