Der Volvo PV 444 war ein Fall für die Mittelschicht. Die gab es in den 30ern bereits – doch noch kein Auto aus Göteborg für sie. Also zerpflückte man einen Hanomag, analysierte US-Cars und ermöglichte schließlich die Massenmotorisierung mit einem heimischen Produkt.
Nachdem dem Unternehmen ein Krieg dazwischen gekommen war, dauerte der Start der Fertigung des Volvo PV 444 bis 1944. Angesichts der Umstände verlief diese reichlich schleppend,
in nennenswerten Zahlen begann sie erst 1947. Durchaus modern mit erkennbar amerikanischem Einfluss, aber insgesamt sachlich und ohne Extravaganzen gestaltet, fiel auch die Bezeichnung des neuen Fahrzeugs entsprechend nüchtern aus: „PV“ kennzeichnete schon frühere Volvo Modelle als personvagn. „444“, bezog sich auf 4 Zylinder, 40 PS und 4 Sitze. Der 1,4-Liter-Motor erlaubte eine Höchstgeschwindigkeit von seinerzeit durchaus anständigen 120 km/h; der erste der drei Gänge der Lenkradschaltung des umgangssprachlich als Buckelvolvo bekannten war noch nicht synchronisiert.
Ein Volvo PV 444 der quasi ersten Stunde
Bei unserem Fotomodell handelt es sich um einen 1947 gebauten Volvo PV 444 A. Der hatte eigentlich noch Richtungsanzeiger statt der nunmehr an den B-Säulen angebrachten Blinklichtern. Erstere wichen bei diesem in die USA exportierten Exemplar aber irgendwann normalen Blinkern des Zubehör-Anbieters Autolite, damals noch nicht zu Ford zugehörig. Neben diesem Upgrade des 6-Volt-Systems wurde auch eine Heizung nachgerüstet. Nach Angaben des Eigners war allein die Zulassungsprozedur schwierig, mit gründlichen Pflegemaßnahmen waren die vorzunehmenden Arbeiten abgeschlossen. Schon seit 1999 soll der Volvo Oldtimer mit der Seriennummer 6863 das seit dem 1. Juli 1997 vergebene H-Kennzeichen tragen.
Der Volvo Oldtimer prägte Image und Stil maßgeblich
Der Volvo PV 444 läutete auch direkt das Image des sicheren wie soliden Schwedenstahls ein: Technisch mit hinterer Starrachse, Hinterradantrieb und längs eingebautem Reihenvierzylinder erzkonservativ ausgelegt, vermochte der 444 mit einer sehr dauerhaften und vor allem selbsttragenden Karosserie zu überzeugen. Jene unkomplizierte Konstruktion, lange Haltbarkeit und die gut nutzbare Größe – der Volvo Oldtimer baute bei 260 cm Radstand 437 cm lang, 157 cm breit und 135 cm hoch – sorgte rasch für volle Auftragsbücher. Tatsächlich brachten die Volvo-Händler bis zur Ablösung des Mittelklasse-Wagen Ende 1958 mit 196.005 Einheiten über das 24-fache der ursprünglich anvisierten Menge an den Mann. Wenn das mal kein gelungener Einstand in den Volumenmarkt war!
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