2 Türen

Mit dem NSU Jagst 770 bot sich deutschen Interessenten, den der Käfer zu groß war, eine wassergekühlte Kleinwagen-Alternative. Natürlich auch mit Heckmotor, der war ja ohnehin Spezialität der Neckar.   

Der NSU Kleinwagen wurde von 1960 bis 1964 gebaut ©autorild.de

Der NSU Jagst 770 basiert erkennbar auf dem ab 1955 produzierten Fiat 600. War der zuvor gebaute Jagst noch ein Derivat

des ursprünglichen Seicento mit 629 ccm Hubraum und 20 PS sowie Blinkern auf den Kotflügeln, diente beim Jagst 770 der Fiat 600 D als Grundlage. Der zwischen 1960 und 1964 in Deutschland von „Neckar vorm. NSU Heilbronn“ wie sein Vorgänger mit Stoffschiebedach und Selbstmördertüren gebaute Wagen hob sich durch Blinker unterhalb der Scheinwerfer und an den Kotflügelflanken ab. Außerdem erfreute sich der modellgepflegte Jagst 770 in unserem Falle einer individualisierten Frontpartie mit großem simuliertem Lufteinlass im Stile des funktionalen beim Fiat Neckar 1100. 

Im NSU Jagst 770 steckt die Technik des Fiat 600 D ©autorild.de

So flott wie der übrigen NSU Modelle war der Jagst 770 nicht

Den NSU Jagst 770 befeuerte der auf die namensstiftenden 767 ccm vergrößerte Reihenvierzylinder, der wie beim Ur-600 mit 7,5:1 verdichtet war. So ließ sich das günstige Normalbenzin nutzen, von dem sich der Weber-Fallstromvergaser vom Typ 28 PIB3 im Schnitt 5,9 l/100 km schmecken ließ. Damit kam der NSU Kleinwagen 25 DIN-PS bei 4.800 Umdrehungen und 56 Nm Drehmoment bei 2.800 Touren. Wer das Viergang-Getriebe mit Knüppelschaltung gekonnte bediente, hatte den 615 kg wiegenden NSU-Oldtimer in Sekunden von 0 auf Tempo 100 gequält und wenig später auf die Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h getrieben. Zeitgemäß verzögerten vier Trommelbremsen die Fuhre. 

Die Front vom NSU Oldtimer ziert eine Grillattrappe ©autorild.de

Der NSU Jagst 770 empfahl sich als Familien-Kleinwagen

Mit Heckantrieb und Heckmotor avancierte der NSU Oldtimer zum vollwertigen Familienauto, denn in dem bei 200 cm Radstand 329 cm kurzen, 138 cm schmalen und  135 cm hohen Italo-Franken fanden nicht nur vier Personen Platz, sondern auch noch Liter Gepäck. Die Hinterachse war mit Schräglenkern und Schraubenfedern modern gehalten, die die Vorderachsaufhängung mit unterer Querblattfeder und oberen Dreieckslenkern weniger. Doch so fiel der Kofferraum im Vorderwagen des NSU Jagst 770  recht geräumig aus, was direkt dazu einlud, Reserverad und Tank mit im Vorderwagen unterzubringen. Danach war es fürs Gepäck nicht mehr so geräumig. 

Das Herstellerschild des Fiat-Lizenzbaus verweist auf NSU ©autorild.de

Der NSU Oldtimer war schwer gefragt

Nachdem 1964 der Fiat 850 eingeführt wurde, sah es für den 600 düster aus. Den kleineren Cinquecento und den größeren 850 konnten die Fiat Händler deutlich besser an den Mann bringen, sodass die Herstellung des 600 in Italien 1969 eingestellt wurde. Im heckmotoraffinen Deutschland erfreute sich der NSU Kleinwagen indes einer wesentlich solideren Nachfrage und wurde nach dem Jagst 770 als abermals umfassend überarbeiteter Jagst 2 mit vorn angeschlagenen Türen angeboten. Ihm folgte der als Fiat 770 S offerierte Seat 600 E, der erst nach der Einstellung der Produktion in Barcelona 1973 endgültig aus dem Programm genommen wurde. Deutlich weniger heckmotoraffin zeigte sich 44 Jahre später das Ordnungsamt und spendierte dem NSU Jagst 770 einige Strafzettel fürs platzsparende Parken.  

Im Heck des Jagst 770 befindet sich der 25-PS-Vierzylinder ©autorild.de

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