4 Türen

Während die Reichen und Mächtigen des Westens in Cadillac, Lincoln und Imperial sowie europäischer Luxusautos stiegen, rollten ihre östlichen Pendants in der GAZ 13 Tschaika an. Optisch wie technisch kopierte die Tschaika kurzerhand ihre US-Vorbilder. 

Schon bei seinem Erscheinen 1959 war der GAZ 13 optisch nicht mehr taufrisch ©autorild.de

Die erste Tschaika debütierte als GAZ-13 im Jahr 1959. Während der ZIL-111 als Staatskarosse den ranghöchsten Genossen vorbehalten war,

diente sie als repräsentativer Dienstwagen des Staatsapparats. Stilistisch unverkennbar am 55er/56er Packard angelehnt und mit Details weiterer amerikanischer Fahrzeuge garniert, eiferte man mangels eigener Kompetenz den bösen Imperialisten auch in der Konstruktion in Form eines Leiterrahmens mit aufgesetzter Stahlkarosserie nach. Auch die Abmessungen vom GAZ Oldtimer ähnelten den eines ausgewachsenen US Cars: Bei 325 cm Radstand baute die Tschaika 560 cm lang, 200 cm breit und 162 cm hoch; ihr Leergewicht betrug satte 2,1 Tonnen.

Der Knick in der Flanke soll angeblich das Knie des GAZ-Hirsches symbolisieren ©autorild.de

Auf dem neusten Stand war der GAZ 13 nie

Wenn auch die technischen Highlights der Big Three á la Autronic Eye, Zentralverriegelung, Tempomat oder Luftfederung fehlten, wartete der GAZ 13 dennoch mit Ausstattungsmerkmalen auf, die die meisten Bewohner des Warschauer Paktes weder für Geld, Beziehungen noch gute Worte bekamen. So konnten sich Politbüro und Co. in der Luxuslimousine über elektrische Fensterheber, eine für die Fondpassagiere verbesserte Heizung sowie ein Radio freuen. Dem Chauffeur der nur in wenigen Ausnahmen nicht schwarz lackierten GAZ Tschaika schmeichelten der elektrisch verstellbare Fahrersitz genauso wie die Servo-Antenne für den Rundfunk-Empfänger.

Als Vorlage für die erste GAZ Tschaika diente primär der 55er Packard ©autorild.de

Ein kräftiger V8 war im GAZ Oldtimer unverzichtbar

Neben der viertürige GAZ Limousine mit sieben Sitzplätzen wurde einige zwei- oder viertüriges Cabrios vom Typ GAZ-13B und 20 Kombimodelle namens GAZ-13S gebaut. Bis zur Einstellung des Modells 1981 waren es insgesamt 3.179 Einheiten, die Ablösung übernahm ab 1977 der wieder mit klaren US-Anleihen gestaltete GAZ 14. Unterm Blech orientierte man sich ebenfalls schwer am Klassenfeind – für Vortrieb sorgte im GAZ Oldtimer ein 5,5-l-V8 mit zentraler Nockenwelle und Fallstrom-Vierfachvergaser. Das mit 8,5:1 nicht sonderlich hoch verdichtete Aggregat mobilisierte 195 PS bei 4.400 Umdrehungen und 451 Nm bei 2.500 Touren. Der DIN-Verbrauch fiel mit 21 l/100 km klassengemäß aus.

Die Tschaika wurde im Gorkovsky Avtomobilny Zavod – GAZ – gebaut ©autorild.de

Fahrdynamik stand bei der  Tschaika nicht auf dem Zettel

In Sachen Kraftübertragung an die Hinterachse kupferte GAZ fleißig bei der Chrysler Corporation ab und spendiert der Tschaika eine dreistufige Wandler-Automatik, die über Druckknöpfe am Armaturenbrett bedient wurde. Damit beschleunigte der GAZ 13 in 18 Sekunden von 0 auf 100 und erreichte 160 km/h Spitze. Das Fahrwerk mit vorderen Dreiecklenkern, Schraubenfedern und Stabilisator sowie hinterer Starrachse an halbelliptischen Blattfedern ließ ebenfalls eigenen Ideen missen. Fahrdynamik war ohnehin kein Thema – auch darin glichen sich die Nobelschlitten aus Ost und West.

Der GAZ Oldtimer baut bei 325 cm Radstand 560 cm lang ©autorild.de

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