Oben ohne

Anlässlich des Oldtimer Grand Prix durften wir den Jaguar XKSS im Schnellverfahren kennen lernen. Schnell fahren lag dem auf dem Le Mans-Boliden Jaguar D-Type basierenden XKSS übrigens besonders.

Impressionen vom Jaguar XKSS Test © Jaguar Land Rover Deutschland  

Geschwungen, makellos steht er da, der in 10.000 Stunden handgefertigte Prototyp der Neuner-Serie der von Jaguar Classic nach historischen Plänen und Abmessungen gefertigten neuen, alten XKSS. Die ursprünglichen neun Fahrzeuge fanden den 1957 Flammentod, als im Werk Browns Lane ein Großbrand ausbrach. Dort warteten sie als letzte von insgesamt 25 D-Type auf den Umbau zu straßenzugelassenen XKSS. Im Wesentlichen bedeutete dies

den Rückbau der Heckflosse und der Strebe zwischen dem Fahrer- und dem bis dato stets ungenutzten, aber vorgeschriebenen Beifahrerplatz sowie die Anbringung einer vollwertigen Windschutzscheibe. Zudem spendiert Jaguar seinem neuen Supersportwagen Stoßstangen, eine Beifahrertür, andere Lampen und ein rudimentäres Stoffverdeck.

Impressionen vom Jaguar XKSS Test ©autorild.de 

Dezentes Auftreten ist dem Jaguar Sportwagen ziemlich fremd

Die Lackierung in edel-zurückhaltendem Sherwood Green macht den Jaguar XKSS fast schon unscheinbar, doch das ändert sich schlagartig, als der Reihensechszylinder zum Anwärmen mit einigen Gasstößen auf Trab gebracht wird: Das 3,4-Liter-Aggregat brabbelt im Leerlauf vor sich hin und bollert dann ziemlich ungedämpft los. Bei Tonaufnahmen bratzt einem der unterm Beifahrerplatz verlaufende und seitlich endende Doppelrohrauspuff unerwartet das regennasse Gesicht trocken, ein Glück und ein Wunder, dass der nur oberflächlich für die Straße domestizierte Jaguar Rennwagen keine Flammen spuckt. Im Gegensatz zu vielen anderen Rennern stinkt hier aber nichts nach unverbranntem Sprit, der von drei 45er Weber-Doppelvergasern gefütterte 60-Jahre-XKSS-Jubilar ist sauber eingestellt.

Impressionen vom Jaguar XKSS Test ©autorild.de 

Komfort gibt’s im XKSS nicht wirklich

Akustisch und fahrdynamisch lässt der viergängige Jaguar XKSS nichts zu wünschen übrig, seine 233 PS haben mit den 921 kg Leergewicht leichtes Spiel. Das leibliche Wohl der Insassen stand indes nie im Lastenheft, da können Holzlenkrad, Ledersitze oder die Smiths-Rundinstrumente noch so originalgetreu sein. Rennwagen bleibt auch mit Windschutzscheibe Rennwagen, das Einsteigen über den hohen Schweller durch die enge wie filigrane Tür ist umständlich, das Platzangebot fällt speziell auf dem Beifahrersitz allenfalls kindergeeignet aus, auch seinerzeit übliche Annehmlichkeiten wie etwa ein Mittelwellenradio standen nicht zur Debatte. Gurte hielt man damals wie heute für überflüssiges Gewicht, und wer sich den Schädel am Fensterrahmen vom lückenschließenden Jaguar Oldtimer anhaut, muss eben besser aufpassen. 

Impressionen vom Jaguar XKSS Test ©autorild.de 

Die D-Type-Dynamik ist dem Jaguar XKSS nicht ab

Die nasse Piste ist für die neu aufgelegten Dunlop-Reifen des XKSS kein Problem, lange Bremswege ebenfalls nicht: Hinter den genieteten zweiteiligen Magnesium/Aluminium-Felgen stecken authentisch vier – ja vier –Dunlop-Scheibenbremsen. Damals schlicht revolutionär und heute immer noch vertrauenserweckend, wenn sie den Eine-Million-Pfund-Roadster aus 100 mph für die nächste Kurve zusammenstauchen. Soviel Schützenhilfe darf das straff abgestimmte Fahrwerk mit vorderer Einzelradaufhängung an Drehstabfedern und hinterer Starrachse an Längslenkern schon beanspruchen. Trotz des furchtbar nasskalten Eifelwetters herrscht bei unseren Runden auf dem Flugplatz Mendig beste Stimmung: Im XKSS ist es mangels jeglicher Isolation dank Auspuffabwärme kuschelig warm, und Regentropfen belästigen uns bei höherem Tempo auch nicht.

 

Die ersten Jaguar Oldtimer sind schon beim Kunden

Nach unserem kurzen Jaguar XKSS Test steht fest: Der Wahnsinn. Hier treffen die im Automarketing gern inflationär benutzten Begriffe „konsequent“ und kompromisslos“ uneingeschränkt zu. Die bei 230 cm Radstand 399 cm kurze, 166 cm schmale und 112 cm flache Flunder ist in der Tat konsequent kompromisslos, wenn was nicht dem Schnellfahren dient, kommt’s auch nicht an Bord. Die Auslieferung der neuen Jaguar Oldtimer – offiziell „Continuation Cars“ genant – ist Frühling 2017 angelaufen, der letzte neue Eigner muss vermutlich bis 2018 auf seinen schnellen Schatz warten. 

Impressionen vom Jaguar XKSS Test ©autorild.de

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