Oben ohne

Spät stieß der Mercedes 420 SL zur 1971 gegründeten R107-Familie. Damit gehörte er zur letzten Generation der 18 Jahre lang in insgesamt 237.287 Einheiten gebauten Mercedes SL-Reihe.

Die bauchigen Haube vom Mercedes Sportwagen kontrastiert mit der konkaven Heckklappe ©autorild.de

An sich sollte der Wechsel auf R129 schon einige Jahre früher geschehen, doch nutzte Mercedes-Benz Zeit und Kapazitäten lieber für die Einführung des 190er und der W124-Reihe. So gab es für den SL nur Modellpflegen,

von denen die 1985 besonders umfassend war: Der neuer Dreiliter-Reihensechser vom Typ M 103 mit 188 PS löste im 300 SL den 280 SL ab, während der von 3,8 auf 4,2 Liter aufgebohrter M116 im 420 SL den 380 beerbte. 1986 atmete jener Mercedes V8 M116 serienmäßig durch einen Katalysator aus, ab 1989 war der Saubermann im Auspuff Pflicht. Wer auf den Kat verzichten wollte, konnte zur Einstellung des R107 im Jahr 1989 eine 1987 RÜF-Ausführung ordern. Ein solches Rückrüstfahrzeug empfahl sich, wenn kein bleifreies Benzin zur Verfügung stand.

Scheinwerfer-Wischer kosteten am Mercedes SL extra, eine gerade Stoßstange nicht ©autorild.de

Der Mercedes Oldtimer war mehr Gleiter als Renner

Mit dem Wechsel von 380 auf 420 SL sollte sich auch der Charakter des Einstiegsachters wesentlich ändern; galt der kleinere V8 als drehfreudig und spritzig, so stand der Mercedes 420 SL im Ruf, primär mit starkem Durchzug gesegnet zu sein. Mit Kat mobilisierte der von einer KE-Jetronic aus einem 85-l-Tank versorgte V8 im Mercedes Oldtimer 204 PS bei 5.200 Touren und 310 Nm bei 3.600 Umdrehungen; im RÜF waren es bei identischer Nenndrehzahl 218 PS und 330 Nm bei 3.750 Umdrehungen. Damit rauscht die stets mit einer Vierstufen-Automatik versehene Mercedes Sportwagen in 9,0 respektive 8,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h; die Höchstgeschwindigkeit des 1,6-Tonnen-Gleiters lag bei 209 beziehungsweise 213 km/h.

Das hier um etwas Holz ergänzte Interieur des Mercedes R107 ist sehr gediegen ©autorild.de

Gefragt war der Mercedes 420 SL nicht sonderlich

Die Kunden vom Mercedes Roadster waren bestenfalls mäßig begeistert: Keine Motorisierung verkaufte sich auch nur annähend so schleppend wie der gerade 2148-mal gebaute 420 SL. Womöglich gönnten sie die Käufer nach dem Motto „Wenn schon, denn schon“ lieber gleich den großen V8 oder blieben beim wesentlich erschwinglicheren Sechszylinder. Für welches der bei 246 cm Radstand 439 cm langen, 179 cm breiten und 130 cm hohen Mercedes Modelle sie sich auch immer entschieden, in den Genuss der weiterentwickelte Sicherheitskarosserie kamen sie so oder so. Die Rahmenbodenanlage mit verschiedenen Blechstärken sorgte für ein exakt definiertes Knautschverhalten, die hochfesten A-Säulen und Frontscheibenrahmen mit geklebtem Glas für einen stabilen Überrollschutz. 

Mit Chrom und Waschbrettflanke hielt der Mercedes Oldtimer an den 70ern fest ©autorild.de

Der Komfort kam im Mercedes Sportwagen nicht zu kurz

Für den Innenraum des Mercedes 420 SL hieß es mittelmäßig pragmatisch Code 271 – Leder schwarz. Das war in Anbetracht der Lackierung in 473 Champagner zwar eine absolut stimmige Wahl, doch hat Schwarz nun mal den Nachteil, sich bei Sonneneinstrahlung zu erhitzen. Immerhin die Gemüter, wenn schon nicht die Hintern abzukühlen oblag der Klimaautomatik, für die im Mercedes SL ebenso ein Aufgeld zu entrichten war wie ein Radio. Nicht ab Werk, sondern als Zubehör gab es den aus Taxis bekannten Edelholz-Wählhebelknauf und – oho – eine ebensolche Abdeckung fürs Cockpit. Klar, dass ein teils in Holz ausgeführter Lenkradkranz da nicht fehlen durfte. Was das alles kostete? Nun, der Mercedes SL Preis startete für den 420er ohne Extras 1986 bei 84.702 DM. 

Der Mercedes 420 SL überzeugte lediglich 2.148 Käufer ©autorild.de

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