50 Jahre Ford Escort – angesichts eines halben Jahrhunderts Erfolge in der Kompaktklasse brachten die Kölner zur Ford Brand Experience einen Escort Mk1 mit. Und jenen Startschuss ins stark umkämpfte Segment nutzten wir für einen Fahrbericht.
Zweifellos ist der Hundeknochen-Escort durch seine zahlreichen sportlichen Erfolge zu großem Ruhm gekommen, doch die Mehrzahl der Kunden fuhr in lieber in zivilisierterer Ausführung. Und wer nicht jeden Pfennig zweimal umdrehen musste,
kam beim Ford Händler auch in den Genuss von mehr Fahrkomfort. Solchen genossen wir auch im Herbst 2018 – in einem 1974er Escort 1300 L Automatik. Jene zweitniedrigeste Ausstattungsstufe brachte Teppichboden, Kartentaschen und hintere Ausstellfenster mit, zudem Stoßstangenhörner und Rückfahrscheinwerfer. Den Ford Escort Preis von 8.060 DM für den L steigerten zudem das Automatikgetriebe zum 1298-ccm-Motor zu 799 DM, hellblauer Metalliclack zu 134 DM, Radkappen zu 34 DM und die elektrische Heckscheibenheizung zu 156 DM.
Geräuschisolierung ist des Escort Mk1 Stärke nicht
Gleich zu Beginn vom Ford Escort Test stellen wir uns als Deppen heraus – keine Fahrerhandschuhe dabei, nicht besonders angenehm bei dem spindeldürren und glatten Lenkrad. Ok, beim nächsten Mal dann... Weitaus nerviger als diese Vergesslichkeit sind jedoch die Statikgurte im Ford Kompaktwagen, die immer gerade am falschen Ort herumbaumeln. Aber hey – immerhin Gurte! Nanu, das Zündschloss sitzt links der Lenksäule, ist ja wie bei Porsche. So sportlich wie der Elfer ist der Escort indes nicht, brummelt sich stoisch auf Tempo 80 hoch und macht dabei schon ziemlich Radau. Allerdings ist Isolierung auch Mangelware, beim Escort Test im Spreewald waren auch gut das Schwappen im Tank, und selbst das Aufschlagen von aufgewirbeltem Laub auf die Karosserie deutlich vernehmbar.
Per se ist der Knochen-Escort kein Sportlertyp
Die marginale Geräuschdämmung hält andererseits das Gewicht vom Escort niedrig, es liegt unter 900 kg. Da lassen sich die kleinen 155/80er Pneus auf 4,5x12-Zöllern auch im Stand ohne Servounterstützung mit Leichtigkeit einlenken, beim Fahren erst recht. Nennenswerte Präzision und Direktheit bietet die Zahnstangenlenkung nicht, zudem erfordert der mäßige Geradeauslauf stetige Korrekturen und eine nicht zu lockere Hand am Volant. Dynamische Ambitionen erstickt der Ford Oldtimer mit MacPherson-Vorderachse und hinterer Starrachse an Längsblattfedern schon im Keim. Dafür macht das komfortabel ausgelegte Fahrwerk die Testfahrt auf mitunter arg desolaten Landstraßen zu einer angenehmen Angelegenheit; die vorderen Scheiben- und hinteren Trommelbremsen sorgen für ausreichende Verzögerung.
Reifenqualm blieb beim Ford Escort Test aus
Ausdauer und Gelassenheit sind beim Ford Escort Test gefragt, der OHV-Reihenvierer mit 9:1 Verdichtung ist mit 55 PS/42 kW bei 5.500 Touren und 91 Nm Drehmoment bei 3000 Umdrehungen nicht der kraftvollste. Der Viergang-Schalter braucht schon 16 Sekunden für den Spurt von 0 auf 100, mit der Dreistufen-Automatik dauert es ob einiger im Wandler zurückgebliebener Pferde ein paar Sekündchen länger. Spitzentempo? Irgendwo im Bereich der Autobahn-Richtgeschwindigkeit. Die Gangwechsel selbst fallen weich und recht flott aus – derlei Kompetenz wird man angesichts eines Mutterkonzerns im Mutterland der Handschaltverweigerung wohl auch erwarten dürfen.
Ungestörter Fahrgenuss im Ford Oldtimer
Radio gibt’s wie Blinkerrücksteller nicht, dafür einen ergonomisch angebrachten Ascher in der Mitte vom Armaturenbrett mit übersichtlicher Instrumentierung: Tacho, Tankfüllung und Wassertemperatur. Reicht. Unordentlich wirken im Ford Oldtimer wiederum die willkürlich verteilten Schalter und Blindstopfen, vor allem der für den optionalen Zigarettenanzünder rechts der Lenksäule wirkt am eigentlich üblichen Zündschlossplatz, nun ja, fehl am Platze. Ein Deckel fürs Handschuhfach? Hätteste eben den noblen Escort GXL kaufen müssen, Geizkragen! In Ermangelung an weiblicher Begleitung bleibt beim Ford Escort Test dann auch der Make-up-Spiegel ungenutzt, eine ab dem L serienmäßige Annehmlichkeit.
Den Ford Kompaktwagen war stets Erfolg beschieden
Sparsamer Chromtrimm, die marocbraune Stoff-Vinyl-Ausstattung und das Holzimitat sorgen zusammen mit dem schwarzen Escort Cockpit für ein durchaus nicht ungemütliches Ambiente. Was für eine Freude, sich beim Ford Escort Test einfach bequem in die an Seitenhalt nicht übermäßig reichen – wozu auch? – Sitze mit kurzer Lehne und ohne Kopfstütze zu lümmeln. Es gilt sonores Brummen sowie jegliches Fehlen akustischer oder optischer Warnsignale wie in heutigen Autos zu goutieren. Dabei vermittelt einem der Escort das Wesen eines einfach gestrickten, aber rechtschaffenen Kumpels, auf den Verlass ist. Kein Wunder, dass Ford seit diesem Debüt das C-Segment nicht mehr verlassen hat.
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