4 Türen

Kaum identifizierte jemand unseren Audi A7 Sportsback anhand des Ingolstädter Nummernschildes als Ina, haftete dieser Name wie Eltern für ihre Kinder. Und ja, als schöne wie eigenwillige Tochter stellte sich der A7 50 TDI, äh, Ina auch heraus. Sehen wie sie als Mensch, als Gefährtin.

Ach, Ina. Gehörst zu den Extravaganten in deinem avalongrünen Kleid des Couturiers Audi Exclusive, das den Fahrern eines Volkswagenproduktes im Bekanntenkreis – auch dem interessierten Cayenne-Besitzer an der Waschanlage – klar zusagte. Anders die Mercedes-Treter,

die gedecktere Töne favorisierten. Viel wichtiger war, dass dein Ambientelicht in der Einstellung „Karibik“ der Nuance der Außenfarbe sehr nahe kam. Soll ja keiner vermuten, beim neuen Audi A7 gäbe es irgendwelche Zufälle. Aber Missstände, schließlich ist Ina ja auch nur ein Auto: Der graue Plastestreifen oberhalb der Metallblende des Armaturenbrettes wirkte verglichen mit der avalongrünen Abendrobe so unpassend wie ein grau melierter Baumwollslip. Hier würde dem A7 Sportback mehr Eleganz durchaus stehen. 

Audi sorgte im A7 für kühlen Chic

Kuschelambiente wollte beim Audi A7 Test trotz Ambientelicht nie aufkommen, zu kalt das erweiterte Aluminiumpaket mit gebürsteter Optik, die feinen Glasoberflächen, die schwarzen Valcona-Ledersitze, der anthazitgraue Alcantarahimmel, wenige metallene Bedienelemente. Gewiss, Inas Eltern hatten es an Materialgüte und Verarbeitungsqualität nirgends mangeln lassen, Perfektion in Reinkultur. Aber eben auch so steril, humor- und emotionslos wie ein Operationssaal. Holz und wärmere Brauntöne hätten womöglich einen anderen Eindruck hinterlassen. Immerhin, „nur gucken, nicht anfassen“ war nicht die Devise, das perforierte Lederlenkrad und die alcantarabezogenen Sonnenblenden ließen einen gern drüberstreichen. Einfach mal so, aus reiner Freude an der tadellosen Haptik vom großen Audi Coupé.  

Obacht war beim Audi A7 Test angesagt

Zollte man Ina allerdings nicht gebührend Aufmerksamkeit, bohrte sie einem unversehens bei geöffneten Türen die Ecken der rahmenlosen Seitenfenster zielsicher ins Brustbein. Mehrfach. Doch war es schlicht nicht möglich, Ina dafür lange böse zu sein, dafür klimperte sie bei jedem Treffen aufs Neue viel zu verführerisch mit ihren LED-Augenbrauen. Und erwies sich im Folgenden als äußerst weitsichtig mit ihrem Laserfernlicht, dessen Aktivierung inszeniert mit dramatischer Showeinlage. Das war selbst für Bambi zu viel des Guten, nach einem Blick in die aufgeblendeten Scheinwerfer beeilte sich das junge Reh, die Landstraße zu räumen. Die automatische Lichtsteuerung und die Lichtausbeute begeisterten beim Audi A7 Test in dem Maße wie sie verunsicherten. Denn gegen Illuminatin Ina wirkte die Beleuchtung des auch nicht mit einem sinnreichen Nachtsichtassistenten bestückten eigenen Wagens wie eine Tranfunzel.

Wenn der A7 50 TDI seinen eigenen Kopf hat

Zu Inas Strategie der Unnahbarkeit gehörte auch ihr kurz angebundenes Wesen, wünschte man im zwanglos mit ihr über Wohlfühltemperaturen und gemeinsame Ziele zu parlieren. Nannte man sie beim Nachnamen, drohte sie einem mit einer Tour in ihr bayerisches Elternhaus. Wünschte man zur Stärkung die Einkehr in einen nahen Landgasthof, fand sie prompt einen. An dessen Position sich allerdings Schleswigs geriatrische Abteilung befand. Nach diesem zynischen Scherz herrschte einen Tag lang Funkstille im Audi A7, ließ sich die Routenführung ja auch handschriftlich ins MMI touch response eingeben. Überhaupt legte Ina bisweilen unerwartetes Temperament an den Tag, wollte etwa abrupt mit 100 Sachen langweilige Vororte durchpreschen, doch verbat sich diese an sich höchst lobenswerte Eigeninitiative primär rechtlichen Bedenken. Jaja, die verlangte Aufmerksamkeit...

Das Audi Coupé einfach machen lassen

Sollte eigene Aufmerksamkeit beim A7 Test etwas entlastet werden, war Ina sofort zur Stelle, hielt die Spur, bremste, lenkte beschleunigte, ging vor Kurven und Kreisverkehren vom Gas, kurzum, der adaptive Fahrassistent bereitete großen Spaß und stellte eine echte Erleichterung dar. Ließ man sie aus Freude an ihrer Kompetenz allzu lang allein gewähren, war ihr Gemaule groß. Dabei gab es an den Fähigkeiten von Miss Ideallinie 2018 absolut nichts auszusetzen, häufig war sie rasanter unterwegs, als man es angesichts unbekannter Wegführung und Fahrbahnoberflächen selbst gewesen wäre. Immerhin, über erstere informierten der 12,3-Zoll-Monitor vom virtual cockpit und das 10,1-Zoll-Display der MMI Navigation bestens. Das Headup-Display war als Ergänzung zu diesen Anzeigen ganz großes Kino, mehr braucht keiner.

  1. Audi A7 50 TDI Fahrbericht: Genießen
  2. Audi A7 50 TDI Fahrbericht: Gleiten

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