2 Türen

Mit dem Goggomobil war den Dingolfingern ein großer Wurf geglückt, den sie mit dem Glas Isar zu wiederholen gedachten. Der Isar sollte als „großes Goggomobil“ die Kunden eine Klasse höher abholen – und scheiterte.   

Das Glas Auto sollte aufstrebende Goggo-Kunden bei der Marke halten ©autorild.de

Während der auf der IAA 1957 in Frankfurt am Main gezeigte, nicht fahrbereite Prototyp mit Zweizylinder-Boxer und Frontantrieb aufwartete,

kam das Serienmodell der unkomplizierteren Konstruktion wegen mit viertaktendem Frontmotor und Hinterradantrieb. Dem ab Juni 1958 gefertigten Goggomobil T 600 mit 20 PS wurde ab August 1958 mit dem 30 PS leistenden Goggomobil T 700 eine stärkere Variante zur Seite gestellt. Um sich vom Kleinstwagen Goggomobil abzuheben lösen, erhielten die technisch unveränderten Glas Modelle im November 1959 die Namen Isar T 600 respektive Isar T 700. Parallel debütierten dreitürige Kombivarianten, die als Glas Isar K 600 und Glas Isar K 700 bezeichnet wurden. 

Der 688 ccm große Zweizylinder-Boxer des Isar T 700 lieferte 30 PS und 49 Nm ©autorild.de

Kleine Glas Modelle mit großen Problemen 

Frühe Glas T 600 und T 700 litten unter massiven Zuverlässigkeitsproblemen, was auf eine  überstürzte Entwicklungsplan hindeutete. Die Aluminiumgussteile des  Motorgehäuses verformten sich bei hohen Betriebstemperaturen, was zu einer Verdoppelung des Kraftstoffverbrauchs auf bis zu 12 l/100 km führte. Besorgniserregend war ferner, dass sich die Karosserie auf holprigen Straßen so stark verwand, dass es zu kleine Risse kommen und im Extremfall die Panorama-Windschutzscheibe aus dem Rahmen herausspringen konnte. Zwar ließ sich durch zusätzliche Verstärkungsbleche unter den Boden Abhilfe schaffen, doch belasteten diese Kinderkrankheiten den Hersteller mit hohen Garantiekosten und beschädigten den Ruf von Glas-Autos auf dem Markt erheblich. 

Kunstleder beschert dem Isar-Interieur ein hohes Maß an Chic ©autorild.de

Großes Facelift für den Glas Oldtimer 

Im August 1960 wurden die bei 200 cm Radstand 147 cm breiten und 138 cm hohen Glas Oldtimer einer großen Modellpflege unterzogen, die durch blecherne Rückleuchten-Einfassungen einen Längenzuwachs um 2,5 auf 345,5 cm mit sich brachte. Anstelle der Rücklichter in Schlüssellochform gab es nun rund doppelt so große Einheiten in schlichter, länglicher Gestalt. Abgestimmt auf die neuen Rückleuchten trug der Glas Isar hinten nun geschwungene Stoßstangenecken, und der große Heckdeckelgriff ließ sich durch einen Druckknopf mit integriertem Griffhaken einsparen. Die Kennzeichenbeleuchtung fand einen neuen Platz im Mittelteil der Heckstoßstange, die wie vorn auf auf Wunsch mit Hörnern kam. Eine veränderte Dachlinie brachte den nötigen Raum für eine viel größere Heckscheibe.   

Auf einigen Exportmärkten hieß der Glas Oldtimer Isard statt Isar ©autorild.de

Auch im Ausland war der T 700 gefragt 

Die T 600-Varianten hatten fortan nur noch 19 PS, während der Isar T 700 genauso wie der entsprechende Kombi seine 30 PS und 49 Nm beibehielt; damit spurtete die 650 kg leichte Glas Limousine in 40 Sekunden von 0 auf 100 und erreichte kurz darauf die Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h. Der Isar wurde in diverse Länder exportiert, auch unser Fotomodell war ursprünglich für den französischen Markt bestimmt. Der Wagen wurde wie auch vorliegender Glas Oldtimer auf einigen ausländischen Märkten in ISARD umgetauft, angeblich bedeutete „Isar“ in einigen Sprachen „dumm“. Vielleicht stand das angehängte D auch einfach für „Dingolfing“ oder „Deutschland“. 

Die großen Rückleuchten erhielt der Glas Isar zum Modelljahr 1961 ©autorild.de

Für den Glas Isar war 1965 Schluss 

Zudem fertigte die Isard Argentina SAICF aus Buenos Aires 1958 Automobile nach Lizenzen von der Hans Glas GmbH. 1965 endete die Produktion, die neben 3.216 T 700 K auch 8.730 Isard T 700 Limousinen umfasste. Alles in allem lief der Glas Isar bis August 1965 je nach Quelle in 87.576 oder 88.111 Exemplaren von den Bändern – nicht eben üppig im Vergleich zu über drei mal so vielen Goggomobilen, die allerdings auch fünf Jahre länger gebaut wurden. Andererseits war der direkte Rivale von BMW 700, NSU Prinz und DAF 600/30 erheblich gefragter als sämtliche größeren Produkte der Hans Glas GmbH zusammen. An denen verzettelte sich das Unternehmen, bis BMW den einstigen Landmaschinenhersteller Ende 1966 übernahm.     

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