4 Türen

Mit dem revolutionären Clamshell-Tailgate war der Buick Estate Wagon nicht nur Traum jeder konservativen Vorstädterin. Als Luxuskombis in Deutschland noch Zukunftsmusik waren, zeugte ein Buick Kombi in der Einfahrt von Stil, Geschmack – und nicht zu wenig Geld. 

Der Buick Oldtimer bot als Luxuskombi enormes Prestige ©autorild.de

Als Buick 1971 letztmalig erneut größere Fullsize-Modelle bekam, war die Autowelt aus General Motors-Sicht gerade gar nicht in Ordnung:

Sprit billig, aber Käufer unwillig. Gegenüber dem streikbedingt stagnierenden Vorjahr war der Absatz von GMs zweithöchster Division um satte 155.313 auf 551.188 Einheiten eingebrochen. Dabei machten die neuen Riesen Electra, Centurion und Le Sabre wirklich etwas her, was gleichfalls für den Nobelkombi namens Estate Wagon galt. Von seinen Hauptrivalen Chrysler Town and Country und Mercury Colony Park hob sich der neue Buick Estate Wagon durch das innovative Clamshell-Gate ab, dessen Fenster elektrisch in den Dachhimmel und die eigentliche „Klappe“ unter den Ladeboden fuhr. Was für eine Show! Die war durchaus vergleichbar mit den heutigen per Fußgestensensor gesteuerten Heckklappen. 

Als Buick 1971 die neuen Modelle vorstelle, waren dies die letzten großen vor dem Downsizing ©autorild.de

Der Buick Oldtimer hängte seine Mitbewerber solide ab 

Mit dieser offiziell „Glide-away Tailgate“ genannten Spezialität ließ der Buick Estate Wagon seine Mitbewerber alt aussehen – im Absatz hinkten die 16.690 Einheiten des ab 4.951 $ erhältlichen Town and Country genauso wie die 20.004 Exemplare des ab 4.806 $ verfügbaren Colony Park denn auch hinterher. Mit einem Einstiegspreis von 4.403 $ für den 8.699-fach gebauten Sechs- und 4.549 $ für den 15.355 mal vom Band gelaufenen Neunsitzer gehörte der nicht zwangsläufig mit Plastikholz behangene 2,2-Tonnen-Trumm zu den teuersten der damaligen Buick Modelle. Immerhin diente als Basis er ja kein schnöder Le Sabre, sondern erkennbar an den vier Portholes auf dem Vorderwagen der elitäre Electra. 

24.054 der geräumigen Buick Modelle liefen im Debütjahr vom Band ©autorild.de

Der Buick Estate Wagon war eine echte Wuchtbrumme 

Wer im Buick Oldtimer die zweite und die in unserem Fotomodell auf Wunsch verbaute dritte Sitzreihe versenkte, fand gewaltige 3000 Liter Laderaum auf 244 cm Länge und zwischen den Radkästen 122 cm Breite vor. Damit das im Gegensatz zu den übrigen B-Bodies blatt- statt schraubengefederte Heck bei ambitionierter Befüllung nicht einsackte, gab es optional eine Niveauregulierung. Ein Small Block oder gar ein Reihensechser wäre mit solcher Last völlig überfordert, also spendierte Buick dem Clamshell-Estate Wagon ausschließlich den 455-ci-Big Block – 1971 noch 315 hp und 610 Nm stark – sowie eine Dreistufen-Automatik. So ließ sich der bei 323 cm Radstand 576 lange, 202 cm breite und ohne die aufpreispflichtige Dachreling 146 cm hohe Buick Wagon in 10 Sekunden von 0 auf 100 und weiter auf 182 km/h beschleunigen. Nur gut, dass die Scheibenbremsen vorn serienmäßig waren. 

Mit drei Sitzreihen nimmt der Estate Wagon neun Insassen auf ©autorild.de

Gleitzeit herrschte im Buick Kombi nur von 1971 bis 1976 

Dass das Clamshell-Gate keineswegs fehlerfrei, bisweilen undicht? und obendrein reichlich schwer war sowie platzintensiv baute, stand auf einem anderen Blatt. Von daher wenig verwunderlich, dass Buick 1976 es ein letztes Mal zum Einsatz brachte und im Folgejahr bei den verkleinerten Fullsizes zum althergebrachten Zweiwege-Tailgate zurückkam. Das ließ sich seitlich aufschwenken oder horizontal geteilt hoch- beziehungsweise herunterklappen, was auch die Auflagefläche für Sperrgut vergrößerte. Wünschen wir dem Besitzer dieses in Willowmist Green Poly lackierten Buick Estate Wagon aber mal keinen Ärger mit seiner epochalen Muschelschale und viele lauschige Abende auf der Stoßstange – ein Tailgate zum Draufsitzen hat er ja nicht.

Das Clamshell-Gate boten neben dem Buick Estate Wagon auch andere GM-Kombis ©autorild.de

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