Der Ford Probe darf für sich in Anspruch nehmen, einen gewaltigen Shitstorm ausgelöst zu haben: Als ruchbar wurde, dass Ford den Mustang mit dem frontgetriebenen Mazda 626/MX-6-Derivat ablösen wollte, gingen die Foxbody-Fans auf die Barrikaden.     

Mit 225 km/h Spitze war das 147 PS starke Ford Coupé so schnell, wie es aussah ©autorild.de 

Etliche Mustang- und Pony Car-Puristen verabscheuten

sowohl die japanische Technik des intern SN-16 genannten Wagens, den Frontantrieb als auch das Fehlen eines V8-Motors. Führungskräfte der Ford Motor Company erhielten zusammen mit vielen Autozeitschriften aussagekräftige Kritikerbriefe, in denen die Entscheidung angegriffen wurde. Nicht umsonst wurde und wird „front wheel drive“ in den Staaten zu „wrong wheel drive“ verballhornt... Die Empörung der Verbraucher brachte die Chefetage schließlich darauf, dass das noch nicht als Ford Probe getaufte Ärgernis keinen adäquaten Mustang-Ersatz abgeben würde. Der Absatz des Ponys stieg nach Veröffentlichung der ersten Probe-Publikationen aus der nicht unberechtigten Angst, dass dies die letzte Gelegenheit zum Kauf eines traditionellen RWD V8-Mustang sein könnte, deutlich an.   

Das Bodykit mit großen Lufteinlass fällt vom Ford Probe Tuning-Programm am meisten auf ©autorild.de 

Erfolglos war der Ford Probe nicht 

Nach den eindeutigen Reaktionen wurde die Entwicklung des RWD-Nachfolgers SN95 genehmigt, doch drückte schwer, dass das Konstruktionsbudget für den Mustang im SN-16 steckte. Zudem knabberte Ford immer noch an der Finanzkrise der frühen 1980er Jahre, die Blue Oval-Marke an den Rand des Bankrotts brachte. Und da Kooperationspartner Mazda eine hohe Vertragsstrafe bei Nichteinführung des Sportcoupés zugeflossen wäre und neue finanzielle Sorgen verursacht hätte, blieb gar nichts anderes übrig, als im August 1988 die Produktion des Probe anlaufen zu lassen. Das bei 252 cm Radstand 445 cm lange, 174 cm breite und 132 cm hohe Ford Coupé traf ungeachtet der maulenden Mustang-Fans auf fruchtbaren Boden: In den ersten drei Kalenderjahren griffen stolze 314.415 US-Kunden zu und nicht etwa zu Toyota Celica, Mitsubishi Eclipse oder Honda Prelude. 

Wie der Mustang wies auch der Ford Probe GT unübersehbar auf seine Ausstattung hin ©autorild.de 

Träge ist der Ford Youngtimer nicht 

Ford importierte ab Dezember 1990 eine Reihe Probe GT in US-Spezifikation. Diese wurden von deutschen Ford-Händlern offiziell angeboten, nachdem sie durch Einbau eines Getriebeölkühlers, Rückleuchten mit gelben Blinkern und Abschleppösen sowie Stilllegung des Tagfahrlichtes deutschen Vorschriften angepasst worden waren. Für Vortrieb sorgte nicht mit der in den Staaten erhältliche Ford-V6, sondern der 2,2-l- Turbovierzylinder von Mazda. Dessen 147 PS und 258 Nm verhalfen dem 1350-kg-Flitzer zu anständigen 225 km/h Spitze und erlaubten Spurts in 7,9 Sekunden von 0 auf 100. Damit waren diese Ford Sportwagen auch auf der Autobahn gut unterwegs und animierten durch ihr schnittiges Aussehen so manchen, selbiges wie an unserem Fotomodell durch Fahrwerks- und Karosserieupgrades noch weiter zu akzentuieren. 

Borbet A in 16 Zoll lassen den an sich filigranen Ford Sportwagen deutlich stämmiger wirken ©autorild.de 

Ein Ford Sportwagen überlebte sie alle 

Das Ford Probe Tuning-Programm an vorliegendem Fahrzeug umfasste zeitgenössische Borbet A-Aluräder in 7,5x156 Zoll mit 225/45er Pneus, die augenscheinlich dank eine leichte Tieferlegung besonders satt die Radhäuser füllen. Mehr Schmiss liefert das Bodykit mit feister Frontschürze, wuchtigen Schwellerverkleidungen und großem Heckflügel. Letzterer ähnelt denen vom Probe II und auch vom Escort. Doch ob nun im originalen oder im individualisierten Zustand: Der flotte Ford Youngtimer war so erfolgreich, dass er Ende 1992 mit der nächsten Generation in die zweite Runde ging. Auch dessen Nachfolger, der Mercury/ Ford Couugar von 1999 ließ die Kassen klingeln. Doch dann war Schluss für diese Frontriebler – in Zukunft mussten die Kunden zischen dem kleinen Puma und dem deutlich wuchtigeren Mustang wählen. Das Ergebnis ist allgemein bekannt...

Den Heckflügel vom Ford Youngtimer gab es in ähnlicher Form am Escort Cabrio ©autorild.de

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