Mit dem Chrysler Cordoba reagierte der Pentastar-Konzern 1975 folgerichtig, aber recht hilflos auf den im Anschluss an die Muscle Cars boomenden Markt für mittelgroße Personal Luxury Coupes. Denn den neuen Fullsize-Brummern New Yorker und Newport blieben zunehmend die Kunden fern.
Aus der Not geboren war der Chrysler Cordoba allemal – anders als etwa Pontiac beim Grand Prix oder Chevrolet beim Monte Carlo hatte Chrysler
weder Zeit noch Geld, eine eigenständige Karosserie zu entwickeln. Also nahm man den für 1975 von sportlich auf förmlich umgestylten zweitürigen B-Body von Plymouth und Dodge und hatte damit erstmals ein Midsize-Fahrzeug im Angebot. Die Frontpartie wurde mehr recht als schlecht vom Charger SE übernommen, das Heck mit vage interpretiertem Continental Kit á la Lincoln ebenso. Auch das Interieur ähnelte dem Dodge-Bruder, kam aber hochwertiger. Der ursprüngliche Plan, den Wagen als preiswerten Plymouth anzubieten wurde rasch verworfen – als gehobener Chrysler konnte der mit Buick Regal und Oldsmobile Cutlass Supreme konkurrierende Cordoba deutlich mehr Geld einspielen.
Umfassendes Downsizing war für Chrysler nicht drin
Das ursprüngliche Design blieb drei Jahre lang mit nur geringen Änderungen erhalten, bis der Chrysler Cordoba 1978 einem dem Charger SE vorenthaltenen Facelift mit den damals beliebten rechteckigen Scheinwerfern unterzogen wurde. Diese Neugestaltung war nicht unumstritten und galt als wesentliche Minderung der visuellen Anziehungskraft, für die die Cordobas von 1975 bis 1977 bekannt waren. Das Restyling ließ den bei 292 cm Radstand 548 cm langen, 196 cm breiten und 135 cm hohen Chrysler Oldtimer zudem schwerer wirken als die rundaugigen Vorgänger, zumal sich die Klassenkameraden dem Downsizing-Trend nicht entziehen konnten; sämtliche GM-Intermediates waren 1978 kräftig geschrumpft. Der neue Mitbewerber Ford Thunderbird war erst 1977 auf Midsize-Plattform gebracht worden, verzeichnete aber enorm gestiegen Absätze.
Als 6,6 Liter im Chrysler Cordoba noch Einstand waren
Der Verkaufsrückgang des insgesamt massiv auf 77er Monte Carlo-Optik getrimmten Cordoba in den Jahren 1978 und 1979 war auch der Einführung des kleineren Chrysler LeBaron 1977 zuzuschreiben, der ein ähnliches persönliches Luxus-Design und ähnliche Optionen bot. Zudem machten dem ‘doba sein mit gut 1.900 kg nicht eben geringes Gewicht und strengere Verbrauchsvorschriften zu schaffen. Doch noch war der 400 ci Big Block mit 190 PS und 414 Nm Standard, die Dreistufen-Automatik sowieso. Wer den 318er mit 140 PS und 332 Nm oder den 360er mit 155 PS und 366 Nm bevorzugte, bekam die ohne weitere Umstände oder Kosten, während das für Kalifornien nötige Abgassäuberungsequipment dem bei 5.811 $ startenden Chrysler Cordoba Preis noch einige Bucks hinzufügte.
Der Mopar brillierte in Personal Luxury Coupe-Tugenden
Vorliegendes Mopar-Modell ist anhand des cognacbraunen, optionalen Kunstlederinterieurs klar dem 1978er Jahrgang zuzuschreiben – im Folgejahrgang gab es stattdessen helleres Kaschmirbeige. Aufpreis kosteten ebenso die geklebten und nicht etwa von Hand gezogenen Zierstreifen, das Landau-Vinyldach, die Weißwandreifen, die Flankenschutzleisten und die getönten Scheiben. Auch die fluoreszierende Digitaluhr, die elektrische Heckscheibenheizung samt 100-Ampere-Lima, elektrische Fensterheber und das Radio gab es nicht umsonst, während Servolenkung, abschließbares Handschuhfach und die vollflächigen Radkappen zum Standard gehörten. Damit ließ es der Chrysler Cordoba weder an Repräsentanz noch an Fahrkomfort mangeln, stilistisch vollendet durch das an einem Personal Luxury Coupe Opera Window samt überzogener Opera Lamps.
Chrysler Oldtimer ohne helvetischen Hintergrund
Ungeachtet der Schweizer Zulassung entstammt dieses in Classic Cream lackierte Chrysler Coupé nicht der dortigen Automontage Schinznach, die diverse Mopars für Europa aus CKD-Bausätzen besonders sorgfältig zusammenfügte. Vielmehr wurde der Wagen in Belmar an der Atlantikküste von Gundaker Chrysler-Plymouth veräußert. Den umtriebigen Händler, der auch offiziell Lotus, Datsun und Jeep sowie American Motors vertrieb, gibt es nicht mehr; an seinem ehemaligen Standort in der Main Street befinden sich jetzt Polizeiwache und Kreisgericht. Nicht in letzterem, sondern gleich in New Jerseys Oberstem Gerichtshof wurde Ende 1956 in einem Präzedenzfall entschieden, dass Gundaker sonntags ein für allemal keine Autos zu verkaufen habe. Oh er sich bei diesem Cordoba Coupé dran gehalten hat?