Pimp my Pappe: Was sich am Trabant 601 so alles austauschen ließ, wurde bei nicht wenigen dieser legendären DDR-Autos auch ausgewechselt. Sei es, dass gerade keine Originalteile aufzutreiben waren, sei es, dass modernerer Ersatz gezielt für eine frischere Erscheinung Einzug hielt.
Modern war der Trabant 601 nie: Seine Technik größtenteils vom Vorgänger übernommen, sein Design 1964 keineswegs der letzte Schrei. Andererseits war
der dezente Heckflossenlook mit großen, einzelnen Rundscheinwerfern und mittig eingezogener Haube da zumindest in Europa längst nicht aus der Mode, zig Ford, Fiat und Opel fuhren noch so herum, der Peugeot 404 war noch nicht mal in seiner zweiten Halbzeit. Unproportioniert, unharmonisch oder gar eigenwillig, vulgo befremdlich ließ sich seine Formgebung definitiv nicht schimpfen. Schrullig? Vielleicht. Spießbürgerlich? Aber hallo! Und wenn schon. Aber alles in allem für so gut befunden, dass der unter Federführung von Werner Lang entworfene 601 über 25 Jahre lang bis zum bitteren Ende gebaut wurde und schließlich als Basis für den reichlich glücklosen Trabant 1.1 dienen durfte.
Zeichen der Zeit am Trabant Oldtimer
Wann dieser Trabant 601 S vom Band gelaufen ist, steht in den Sternen – die schwarzen Kunststoff-Türgriffe erlauben jedoch den Schluss auf ein Entstehungsdatum ab Frühjahr 1981; die profilgewalzten Stoßstangen mit schwarzen Kunststoffecken kamen schon im Vorjahr. Diese trugen zwecks besserem Schutz einst Hörner, die aber später zugunsten eine saubereren Linie flogen. Der Parkrempler achtern ist aber dennoch verewigt. Ende 1984 wurden die Einstiegsleisten der Trabant Limousine um Kantenschutzprofile aus schwarzem Kunststoff ergänzt. Eine weitere Eingrenzung geht von einem kleinen Detail aus: Die Regenrinne mit abgewinkelten Abschlüssen fand nur von 1989 bis 1990 Verwendung, sodass dieser Fertigungszeitraum am nächsten liegt ist.
Oldstyle-Custom Marke Sachsenring
Vorliegender Trabant Oldtimer wurde umfangreich aufgemöbelt: Rückfahrscheinwerfer und Nebelschlussleuchte scheinen dem S de Luxe-Modell ab 1979 zu huldigen. Neben einer eventuell frischen Lackierung wurde der DDR-Kleinwagen kräftig tiefergelegt, sodass die stählernen 13-Zöller erheblich satter in den Radkästen stehen. Deren Farbgebung im ausschließlich 1990 angebotenen Kristallblau des Daches im Verein mit der strahlendweißen Nabenkappe und ebensolchen Radbolzen nimmt den Steelis jede spröde Strenge, ein gelungener Custom-Kniff mit vergleichsweise geringem Aufwand. Für die späten 80ern sind sie zunächst einmal völlig deplatziert, aber für ein stilistisch in den späten 50ern, frühen 60ern verankertes Auto wie den Trabant 601 passen sie bestens, die Atlas-Weißwandreifen.
Der Teufel steckt beim Trabant 601 S im Detail
Bezüglich feiner Details ließ sich der Eigner vom Trabant Oldtimer ebenfalls nicht lumpen: Der mattsilberne statt -schwarze Außenspiegel ist da noch recht auffällig, die Wischerarme in Wagenfarbe erfordern einen zweiten oder dritten Blick. Auch innen erfuhr der bei 202 cm Radstand 356 cm lange, 151 cm breite und ursprünglich 144 cm hohe 601 S behutsame Aufwertung: Der Griff der Revolverschaltung wich einem zeitgenössischen Acryl-Nachrüstpendant mit eingelassenem Vorkriegsmodell, die 1983 eingeführten Kopfstützen der in Iltis Rekord bezogenen Vordersitze verschwanden der optische älteren Erscheinung wegen. Zur Krönung noch ein Typenschriftzug in Chrom – fertig ist der Zweitakt-Traum!
- Kleinkaliber: SsangYong Tivoli
- Kleinkaliber: VW Derby II
- Kleinkaliber: Renault Clio E-Tech
- Kleinkaliber: Trabant 601 S
- Kleinkaliber: Škoda Fabia Combi
- Kleinkaliber: Fiat 850 Abarth
- Kleinkaliber: Toyota Aygo
Diesen Artikel teilen in:
