Als kleiner Flitzer verzauberte der Seat Ibiza etliche Kunden, zeigte er doch erstmals ein hohes Maß an Eigenständigkeit und musste sich so nie des Verdachts erwehren, alte Fiat-Klamotten aufzutragen. Damit sicherte der Ibiza die Marke, machte Seat attraktiv für eine VW-Übernahme.

Zum 1989er Jahrgang hatte der Seat Oldtimer vier statt sieben Grill-Lamellen bekommen ©autorild.de

Jung und verbraucht – bis zum H-Altenteil schaffen es viele Kleinwagen nicht, da Wertschätzung und finanzieller Wert häufig deutlich unter anfallenden Reparatur- und Unterhaltskosten liegen. Und ein flottes Coupé oder ein imageträchtiger Sportwagen ist der Seat Ibiza genauso wenig

wie etwa der Opel Corsa, der Nissan Micra oder der Fiat Uno. Mit letzterem teilte er sich nicht nur den Zeichner Giorgio Giugiaro, sondern auch die Verwandtschaft: Zwar war das erste der nicht auf Fiat-Linzenz gebauten Seat-Modelle formal eigenständig, doch unter Blech steckte die Ronda-Plattform, die vom kompakten Seat Ritmo übernommen wurde. Der wiederum war durch italienische Gestattung entstanden, und selbst die Stahlräder vom Ibiza I scheinen identisch mit denen von Panda und Uno.     

Zwei Einkaufswagen – den namens Ibiza zeichnete Giorgio Giugiaro ©autorild.de

Auch deutsches Knowhow war für den Seat Ibiza gefragt: Karmann war mit der Modifikation der Karosserie für die Serienfertigung betraut, und Porsche mit dem Entwurf des Antriebsstranges. Auch wenn 1985 der 1.7 Diesel und 1986 der 900er-Benziner von Fiat nachgereicht wurden, so wollte Seat zum Debüt 1984 doch ein eigenes Triebwerk anbieten. Dass dieses prominent aufs „System Porsche“ hinwies, kostete die Spanier jedoch 7 DM pro verkauftes Fahrzeug. Vorliegender Ibiza 1.2i markiert mit 70 PS und 96 Nm den zweitschwächsten der Seat-Porsche-Vertreter; auf der anderen Seite zeigten der der Schweiz vorbehaltene 1.5 Turbo mit 109 PS und der 1.7i mit 103 PS gehörig Leistung – schlechte Presse bereitete der Seat Kleinwagen Porsche diesbezüglich nicht.     

Der Innenraum vom populären Seat Modell war für 1989 kräftig überarbeitet worden ©autorild.de

Ibiza I  Im Jahr 1986 stieg Volkswagen zum Hauptaktionär von Seat auf, Ende 1988 wurde der Ibiza I einer Modellpflege mit moderatem Facelift unterzogen. Auf diese zweite Serie weist am offensichtlichsten der nun mit vier statt sieben Lamellen bestückte Kunststoffgrill hin. Ins damals auch schon zweitkleinste der Seat Modelle brachte neue Sitze und ein neues Armaturenbrett Lenkrad samt überarbeitetem frischen Wind, unterm Blech wurden das Getriebe, die Bremsen und die Lenkung verbessert. An der bei 244 cm Radstand 368 cm langen, 161 cm breiten und 140 cm hohen Karosserie vom Seat Oldtimer hatte VW diesmal übrigens nichts auszusetzen – als Golf II wollten die Wolfsburger Giugiaros Design indes nicht sehen.   

Der Seat Kleinwagen war in zahlreichen Ausführungen wie unter anderem als SX verfügbar ©autorild.de

Der SX war keine reguläre Ausführung vom Seat Oldtimer, sondern eines der zahlreichen Sondermodelle. Die von innen verstellbare Außenspiegel oder die geteilt umlegbare Rückbank waren quasi unumgängliches Beiwerk, viel spannender waren die im bei 17.020 DM startenden Seat Ibiza Preis enthaltenen Gummi-Heckspoiler, die „Sportsitze mit Seitenführung“, der Drehzahlmesser, die hier nicht mehr zu findenden Seitenstreifen sowie das Sportlenkrad. Nicht nur darauf wiesen die Spanier gern hin: „Für die Entwicklung der verbrauchsgünstigen Einspritzmotoren brachte Porsche ja auch seine Rennsporterfahrung ein. Und das merkt man!“ Vielleicht beim Fuffzehnhunderter. Beim Ibiza SX mit dem 1.2i war bei 157 km/h Schluss...     

Der Seat Ibiza SX suggerierte mit den beiden Gummispoilern reichlich Dynamik ©autorild.de 

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