4 Türen

Für viele stellte der Mercedes 280 SE in den 80ern den Aufstieg in die Oberklasse dar. Doch in zweiter bis achter Hand suchte man vielfach, einen aus finanziellen Zwängen „keine Kohle mehr, aber endlich S-Klasse“ georderten W126 mit Buchhalter-Ausstattung anderweitig aufzuwerten. 

Der Frontspoiler in AMG-Optik lässt den Mercedes 280 SE deutlich kernige auftreten ©autorild.de

„Die Mercedes S-Klasse. Mit diesen Limousinen gibt Mercedes-Benz seit Jahr und Tag

den Ton an in der internationalen Automobilindustrie. Diese Wagen sind konsequent aufs höchste Maß an Funktionalität konstruiert – bei Wirtschaftlichkeit, großer Dauerhaftigkeit und entspannendem Fahrkomfort. Die Fahreigenschaften, das Sicherheitssystem und die Gesamtökonomie liegen auf höchstem Mercedes-Niveau. Inzwischen ernte auch die funktionale Formgebung das Lob internationaler Automobilkreise.“ So brüstete sich die Broschüre 1986, dem letzten Jahrgang der geriffelten Sacco-Leisten beim W126 und auch dem letzten Jahrgang des Mercedes 280 SE/SEL, 380 SE/SEL sowie des despektierlich als Kolonialmodell abgetanen 280 S. Womit die 126er S-Klasse indes nicht dienen konnte, war optische oder gar tatsächliche Sportlichkeit. 

Im Mercedes Oldtimer geht‘s mit Stoffsitzen und Kurbelfenstern eher karg zu ©autorild.de

Vollausstattung ist bei manchem Mercedes Oldtimer ein Fremdwort 

Da mussten diesbezüglich ambitionierte S-Klasse Eigner, so sie nicht AMG, König, Brabus, Lorinser und Co. beauftragen wollten, also selbst ran. Wer immerhin über einen potenten 500 SE mit V8 verfügte, sah sich weit weniger häufig in der Zwickmühle als jene R6-Fahrer, die einerseits dem Opa-Image mit Cord-Hut, Hosenträgern sowie Hosenbund kurz unter den Brustwarzen, und andererseits dem ewigen Damoklesschwert „Ach, reicht wohl nicht bei Ihnen für V8, Leder, Velours, Klima oder Automatik?“ entgegentreten wollten. Da flogen dann wie an vorliegendem Mercedes 280 SE die Barockfüchse oder gar die Stahlräder mit den so funktional wie langweiligen Plastikradkappen zugunsten von Kreuzspeichen-Alus, zudem hielt ein Bodykit Einzug. Fahrwerk? Vielleicht. Sportauspuff? Eher noch. Richtiges Motortuning? Viel zu teuer! 

Knusper, Knusper, Knäuschen: Das optische Mercedes-Tuning fordert knirschend Tribut ©autorild.de

Kein Tuning für den Mercedes 280 SE   

So steht auch an unserem 280 SE-Fotomodell keineswegs zu vermuten, dass ein Mercedes-Tuning mit umfassend gesteigerter Fahrdynamik stattfand. Viel eher dürfte hier der altgediente M110-Doppelnocker in seinem letzten von 13 Pkw-Dienstjahren wie gehabt 185 PS und 240 Nm auf die Kurbelwelle drücken, die von der optionalen Vierstufen-Automatik verwaltet wurden. Die gehört neben der Metallic-Lackierung in 877 Petrol zu den wenigen sichtbaren Extras an diesem Mercedes Oldtimer, der in 10,2 Sekunden von 0 auf 100 rauscht und sich weiter auf 205 km/h müht. Egal, die Stoffsitze nach hinten drehen, Fenster runterkurbeln und Ellenbogen raus! Jawohl! 500er und 560er mit knallvoller Hütte gibt‘s ja reichlich, aber wer hebt denn schon einen fast nackten und stilsicher-halbseiden aufgemöbelten Mercedes 280 SE auf?   

Der 280 SE ist die mit 133.955 Exemplaren häufigste W126-Ausführung ©autorild.de

Die Kreuzspeichen-Alus stehen der Vorfacelift Mercedes S-Klasse durchaus gut ©autorild.de

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