4 Türen

Ein schöner, ehrfurchteinflößender Kühlergrill wie am Mercedes 280 S der 108-Baureihe ist doch was Feines – und die senkrechten Scheinwerfer ebenfalls. Damit war der Benz keineswegs in Rufweite hinter der Mode, sondern vielmehr ganz am Puls der Zeit.

Die nüchterne Linienführung sollte auch kommende Mercedes Modelle prägen ©autorild.de

„Mercedes-Benz 280 S. Der seit Jahren bewährte Sechszylinder“ gab sich der Prospekt vergleichsweise verhalten – kein Wunder, viel lieber

war es der Chefetage freilich, die Kunden griffen zum teureren 280 SE, „der sehr viel darstellt und noch mehr ist.“ Aber nun, die vergleichsweise moderne Einspritz-Technologie war einerseits kein Fall für die „Früher war alles Besser“ Vergaser-Fraktion, andererseits verlangte sie nach kundigen Mechanikern und gutem Sprit, was es beides auch nicht in allen Teilen der Welt gab. Also wurde der W108-Reihe im November 1967 als Ergänzung zum bisherigen Einstiegsmodell 250 S der kräftigere Mercedes 280 S zugeführt. Und die Rechnung ging auf: Mit 93.666 Einheiten avancierte der 280 S zum populärsten der 108er Mercedes Modelle – 2.514 Exemplare vor dem 280 SE.   

Als Sechszylinder standen der populären Mercedes Limousine zwei Endrohre zu ©autorild.de

Der Vergaser degradierte den Mercedes 280 S nicht zum Schleicher

Gegenüber dem Saugrohr-Einspritzer war der mit zwei Zenith-Vergasern bestückte Mercedes Oldtimer mit 140 um 20 PS schwächer und stemmte mit 224 auch 17 Nm weniger auf die Kurbelwelle. Damit war der mit der optionalen Vierstufen-Automatik bestückten SE beim Spurt von 0 auf 100 mit 10,5 um zwei Sekunden flotter und in der Spitze mit 185 um fünf Sachen schneller als der Mercedes 280 S. Mit der Modellpflege hatte sich die Betätigung des Wählhebels zwischen den Einzelsitzen geändert: Befand sich die Parkstellung P zunächst hinten, wanderte sie nun sie wie allgemein üblich nach vorn. Der Lenksäulen-Wählhebel war kaum gefragt, da er als unsportliches Relikt der Vergangenheit galt. Dass nur er vorn drei Insassen erlaubte? Wer so beengt fahren wollte, wurde Gerüchten nach als Pfennigfuchser sofort des Verkaufsraums verwiesen.   

Die nüchterne Linienführung sollte auch kommende Mercedes Modelle prägen ©autorild.de

Innen gibt sich der Mercedes Oldtimer ganz entspannt

Innen kam der Mercedes 280 S nicht minder elegant als der SE – reichlich Holz am Armaturenbrett, eine sehr ansehnliche Vinyl-Stoff-Ausstattung sowie ein klassisches Lenkrad mit Hupring; der W108-Erbe W116, die erste offizielle S-Klasse, zeigte sich innen deutlich nüchterner und mit ringfreiem Sicherheitsvolant. Während in jenem Mercedes Oldtimer das Cockpit einen Arbeitsplatz darstellte, herrschte in vorliegendem Mercedes Oldtimer noch gedämpfte Clubatmosphäre. Äußerlich griff der 116er nicht nur im Wesentlichen die Linie seines Vorgängers, sondern auch markante Details wie die doppelten Stoßstangen, die auch dem Mercedes 280 S zu mehr Präsenz und Überholprestige verhalfen. Doch die filigrane und dennoch repräsentative Gestaltung im Hause Daimler hatte mit dem W108 ihr Ende gefunden, fortan herrschte eine aggressivere Designsprache.

Der üppige Aufpreis für die Automatik rechtfertigte einen Hinweis auf dem Mercedes 280 S ©autorild.de

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