4 Türen

Wer in der jungen BRD durch Wiederaufbau, legalen oder illegalen Handel bereits zu reichlich Geld gekommen, griff gern zum Opel Kapitän – oder zum kostspieligeren Mercedes 220 S. Der BMW Barockengel war indes keine Konkurrenz für den noblen Ponton-Mercedes. 

Insgesamt wurden von 1954 bis 1959 84.645 Mercedes W180 gebaut ©autorild.de

Der Mercedes W180 stellte mit seinem Reihensechszylinder ein „bodenständiges“ Oberklasse-Auto dar. Darüber rangierten

allein die sündteuren Limousinen und Cabrios vom Typ 300 W186, die zweifelsohne äußerst repräsentativ, aber auch optisch eher rückständig wirkten. Da war der große Ponton-Mercedes deutlich frischer, wie auch die gehobenen Mittelklasse-Benze W120/W121 mit Vierzylindern. Mit jenem „kleinen Ponton“ hatte Daimler-Benz die selbsttragenden Karosserie eingeführt, die der 220 W180 selbstverständlich aufgriff. Damit setzte sich die Abkehr von den Leiterrahmen der Vorkriegsjahre fort, sodass der bis 1962 gefertigte Mercedes 300 W189 als letzter Mercedes-Pkw mit separatem Chassis vom Band lief. 

An edlem Holz fehlt es im Ahnen der S-Klasse absolut nicht ©autorild.de

Der Mercedes W180 ließ Raum für Verbesserungen 

Während die Vierzylinder-Pontons schon 1953 debütierten, mussten sich die Sechszylinder-Aspiranten bis März 1954 gedulden: Auf dem Genfer Auto-Salon kam mit dem 220 (a) endlich die Ablösung des 220 W187, der mit nicht integrierten Vorderkotflügeln noch drögen Vorkriegsmief versprühte. Der neue Mercedes 220 trumpfte mit dem Rahmenboden der Vierzylinder auf. Für den längeren Motor wurde der Vorderwagen um 10 cm, für mehr Komfort der Fond um 7 cm verlängert. Mit 25.937 Exemplaren bis April 1956 hinkte der Mercedes Oldtimer beim Absatz dem Kapitän arg hinterher – womöglich war der vom Vorgänger übernommene, kaum weiterentwickelte 2,2-l-R6 Schuld? Speziell der lukrative US-Markt hatte an mehr Kraft nichts auszusetzen... 

Gegenüber dem kleinen Ponton baute die Mercedes Limousine um 17 cm länger ©autorild.de

Im Mercedes 220 S ging es exquisit zu 

Bei vorliegendem Mercedes Oldtimer handelt es sich um den 220 S, der nach einer Modellpflege den 220 a von März 1956 bis August 1959 beerbte. Optisch fiel der bei 282 cm Radstand 475 cm lange, 177 cm breite und 156 cm hohe Wagen mit neuem ein- statt dreiteiligen Frontstoßfänger auf – warum hier die ältere Stoßstange des 220a montiert ist, steht in den Sternen. Der offensichtlichste Unterschied ist hinzugefügte Chromstreifen entlang der vorderen Kotflügel und Türen des Mercedes 220 S. Der Preis von 12.500 DM war mit dem des Vorgängers 220 a identisch; der Innenraum umfasste Armaturenbrett und Fenstereinfassungen in Edelholz, Heizung und Lüftung mit Standgebläse, ein modernes Kombinstrument, eine elektrische Uhr sowie zwei Handschuhfächer. Die Lederpolsterung dürfte hier nachgerüstet sein, üblich waren Stoffbezüge. 

Drei Ascher gehörten im Mercedes Oldtimer zum Standard ©autorild.de

Werkstuning für den Mercedes Oldtimer

Der mit Zweivergaseranlage von 85 auf 100 PS leistungsgesteigerte M180 III-R6 beschleunigte die 1.350 kg schwere Mercedes Limousine jetzt in 17 statt 19 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit stieg um 10 auf 160 km/h. Die Kraftübertragung an die hintere Eingelenk-Pendelachse oblag einer Viergang-Handschaltung, auf Wunsch gab es die beim Gangwechsel automatisch auskuppelnde Hydrak. Das System störte wie viele ähnliche aus dieser Zeit jedoch mit hohen Wartungskosten, sodass der Mercedes 220 S häufig auf eine normale Kupplung mit Fußbetrieb umgerüstet wurde. Die Mopf hatte Erfolg, von März 1956 bis August 1959 wurden 55.279 Limousinen hergestellt sowie 3.429 220 S Cabrios und Coupés. Bis 1960 wurde noch der 220 SE W 128 produziert, dann ließ die Mercedes Heckflosse die Kassen klingeln.     

Seine zwei Vergaser verhalfen dem Mercedes 220 S zu 100 PS ©autorild.de

Für den 510 Liter große Kofferraum des 220 S gab es optional einen maßgefertigte Koffersatz ©autorild.de

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