Mit dem Cadillac Series 62 Sedan de Ville zog 1956 ein frischer Wind durch den Prospekt das Luxusauto-Herstellers, dem die Rivalen Lincoln und Packard alsbald nachzueifern suchten: Weniger Metall an bestimmten Stellen machte die Cadillac Limousine zum Bestseller.
Für den 1956er Jahrgang bekamen die Cadillac-Modelle einen neuen Kühlergrill mit feiner strukturiertem Einsatz und neu positionierte Standlichter unterhalb der Stoßstangen. Die Käufer konnten zwischen einem Standard-Kühlergrill in satiniertem Chrom
oder einem optionalen Gold-Finish wie an vorliegendem Cadillac Oldtimer wählen. Eine schmales Chromleiste mit Louver-Trimm zierte alle Flanken, während das besonders edle Coupe de Ville einen Modellschriftzug und das Markenwappen auf den Vorderkotflügeln trug. Neuerdings stand jenem Coupé der Cadillac Series 62 Sedan de Ville Hardtop zur Seite, der bei GMs Nobeldivision das erste viertürige Hardtop in Serienproduktion darstellte. Analog zum Coupe de Ville kam auch der Sedan de Ville deutlich teurer und luxuriöser als der reguläre Series 62 Sedan mit B-Säule.
Der Cadillac Sedan de Ville war ein außergewöhnlicher Trendsetter
„Und hier ist eine völlig neue Cadillac-Kreation, die dieses Jahr als wunderbare Ergänzung zum weltberühmten Coupé de Ville eingeführt wurde. Der Sedan de Ville bietet ihrem Besitzer den Komfort, die Geräumigkeit und die Bequemlichkeit eines viertürigen Modells, behält jedoch die Brillanz und den Geist des Coupé-Designs bei“, jubilierte die Broschüre. Dass die Cadillac Preise für die neue Luftigkeit bei heftigen $ 4.698 begannen, satte 1.040 Bucks mehr als beim Series 62 Sedan hielt die Kunden nicht ab, ganz im Gegenteil: Keine Version der 134.502 mal gebauten Cadillac Series 62 verkaufte sich besser als das neue 4dr Hardtop mit 41.732 Einheiten. Angesichts ihres anhaltenden Erfolgs war es nur natürlich, dass die beiden Cadillac de Ville-Modelle 1959 in ihre eigene Serie 6300 verlegt und 1964 von einem de Ville-Cabrio ergänzt wurden.
Im Cadillac Oldtimer wurde an nichts gespart
Unter der wuchtigen Haube summte in allen Cadillac Series 62 1956 mit Ausnahme der Eldorados ein 365 ci V8 Big Block mit Vierfach-Vergaser, der 6,0 l Hubraum 285 hp und 542 Nm abrang. Mit einem Schaltgetriebe durften sich arme Schlucker herumschlagen, hier brillierte stets die vierstufige Hydramatic mit seidenweichen Gangwechseln. Mit den gut 2.140kg Gewicht hatte das Kraftpaket keine Probleme, brachten den bei 328 cm Radstand 546 cm langen, 204 cm breiten und 158 cm hohen Caddy in 11,4 Sekunden von 0 auf 100 und maximal auf 185 km/h. Die serienmäßige Servolenkung und der ebenso stets verbaute Bremskraftverstärker waren als ehrlicher Versuch zu mehr Insassenschutz zu verstehen – anderswo kosteten diese sicherheitsrelevanten Komponenten extra oder waren gar nicht erst lieferbar. Auch Blinker und Rückfahrlichter lieferte Cadillac 1956 zukunftsträchtig frei Haus.
Klassischer Chic für den Cadillac Series 62
Unser Series 62-Fotomodell in Mandan Red und Alpine White wurde behutsam restauriert, das Armaturenbrett dabei mit Leder bezogen. Auch die Sitze bekamen echte oder künstliche Tierhaut á la Eldorado oder 62 Convertible, womöglich in Ermangelung des originalen Stoffes mit der zeitgeistigen Bezeichnung „Stardust Black Nylon“. Dem prächtig dastehenden Traumwagen von einst und jetzt dürfte noch ein langes Laben vergönnt sein, während das Ende für viertürige Hardtops in den USA unaufhaltsam 1977 mit GMs verkleinerten Fullsize-Modellen begann. Mochten sie auch aus Sicherheitsstandpunkten um Längen besser sein als ihre feisten Vorgänger ohne B-Säule, so luftig-unbeschwert ging es unter dem Dach einer Limousine nie wieder zu...
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