Eine Spur größer war am Cadillac Sixty-Two Convertible 1959 einfach alles – vor allem die Flossen, eine übermütige Verneigung vor Strahltriebwerken, Luft- und Raumfahrt. Mit zur Schau gestelltem Technikoptimismus hatte es sich aber nicht, Cadillac bot so manch spannendes Feature.
Nach den klobigen 1958er-Modellen sagte das neue, schlanke Cadillac Sixty-Two Convertible und Konsorten der Kundschaft deutlich mehr zu – der Absatz stieg um über 20.000 auf 142.272 Einheiten. Nach der Vorjahresenttäuschung
sparte die Broschüre dann auch nicht mit Lob: „Das Erscheinen eines neuen Cadillac wird von den Autofahrer weltweit stets mit eifriger Vorfreude erwartet. Denn ein neuer Cadillac verkörpert traditionell das volle Maß an Fortschritt in Design und Konstruktion. Doch nie zuvor sind die Neuheiten so wunderschön oder aufregend – gewesen wie im 1959er Cadillac-Jahrgang. Mit diesem großartigen Kraftfahrzeug führt Cadillac eine komplett neue Dimension automobiler Tugend ein – neu im Aussehen, neu im Fahrverhalten, neu in der beim Eigner ausgelösten Befriedigung.“ Na, wenn‘s sonst nichts weiter ist…
Understatement kannte der 1959er Cadillac Sixty-Two nicht
Kein anderer Hersteller machte die Heckflossen so legendär, so unvergessen wie Cadillac 1959. In punkto Flossengröße kannte der Cadillac Sixty-Two nur einen Rivalen – den Imperial. Dessen Auswüchse waren zwar nicht ganz so hoch wie die 95-cm-Flügel vom Caddy, begannen aber bereits kurz hinter der B-Säule. Aber schon im Folgejahr stutze GMs Nobelabteilung die Leitwerke und räumte die verspielte Frontpartie auf. Die barg einen 390 ci V8, der im einzigen Cadillac Cabrio neben dem hufteuren Eldorado Biarritz regulär 330 hp und 583 Nm lieferte. Damit rauschte das 2,3-Tonnen-Luxusauto in 11 Sekunden von 0 auf 100 und erreichte 200 Sachen Spitze. Noch besser ging es mit dem Power-Pack, das den Vierfach- gegen drei Doppelvergaser tauschte und 345 hp sowie 590 Nm lieferte. Die Kraftübertragung aller Cadillac-Modelle oblag einer vierstufigen Hydramatic.
Damals wie heute war das Cadillac Cabrio nichts für klamme Kassen
„Cadillacs hervorragende Gestaltungs- und Baukunst wird dramatisch am Sixty-Two Cabrio dargestellt. Hinter einer neuen Windschutzscheibe von epischen Proportionen beobachtet der Fahrer die Welt um ihn herum über ein bemerkenswert flachen und breiten Verlauf von Haube und Kotflügeln, die in einer sanften, rhythmischen Linie zusammenfließen. Drinnen umgeben ihn fein genarbte Leder entweder in Schwarz und Weiß...“ Vielen Dank an die Broschüre, die übrigen acht Bezüge sparen wir uns an dieser Stelle. Und wenn der Erstbesitzer es sich wie hier besonders gemütlich machen wollte, orderte er ein paar Extras. Der Cadillac Sixty-Two Preis startete im Falle des Cabrios bei exakt fünf Riesen, hinzu kamen an unserem Fotomodell Weißwandreifen zu mindestens $ 57, elektrische Fensterheber zu $ 73 oder das AM-Radio zu $ 165.
Der Cadillac Oldtimer birgt so manche Annehmlichkeit
Weiteren Komfort in den bei 330 cm Radstand 572 cm langen, 203 cm breiten und 138 cm hohen Cadillac Oldtimer brachten die getönte Scheiben zu $ 52 und das Autronic Eye zu $ 55, eine wenn auch nicht gänzlich fehlerfreie, so letztlich wegweisende und heute alltägliche Innovation: Es dimmte automatisch das Fernlicht vom 11130-fach gebauten Sixty-Two Cabrio bei Gegenverkehr oder Einfahrt in eine hell erleuchtete Gegend. Falls sich der Erstbesitzer die elektrische Sechsfach-Sitzverstellung zu $ 89 gönnte, kam er mit $ 100 günstiger davon als die Eigner geschlossener Sixty-Two Versionen. Nicht ab Werk gab es die Mark IV Monitor Klimaanlage, sie ist nachgerüstet; zum Standard der Detroiter Luxusautos gehörten wiederum Automatik, Servolenkung und Bremskraftverstärker. Der Markenclaim „Standard of the World“ kam eben nicht von irgendwo...
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