Der Ferrari 412 war letzter einer langen Ahnenreihe, als deren Urvater der 365 GT4 2+2 fungierte. Während die V12-Motoren immer wieder kräftig modernisiert wurden, so waren die optischen Änderungen am eleganten Ferrari Coupé eher dezenter Natur.
Tatsächlich verlangte die sachlich-schlichte Threebox-Karosserie des Ferrari 412, die Pininfarina-Mann Paolo Martin gezeichnet hatte, zeitlebens
bestenfalls minimale Upgrades. Denn das bei 270 cm Radstand 481 cm lange, 180 cm breite und 131 cm hohe Luxusauto wirkte aus jeder Perspektive unaufdringlich eindringlich, wie Altmeister Sergio Pininfarina feststellte und die 1972 mit dem 365 GT4 2+2 gestartete Familie, die anschließend die Ferrari-Modelle 400 GT, 400 Automatic, 400i und 400i Automatic umfasste, als einen seiner besten Entwürfe bezeichnete. Die Idee eines potenten Zwölfzylinder-GT für Wirtschaftskapitäne und sportverachtende Herrschaften, trug fürs Cavallino Rampante süße Früchte: Insgesamt wurden 2.909 dieser kommoden Ferrari Oldtimer hergestellt. Von solchen Zahlen konnten die Rivalen Maserati Kylami und DeTomaso Longchamp nur träumen...
Fremdgetriebe im Ferrari Oldtimer
Als Ferrari Sportwagen wollte die Oberklasse-Reihe nicht verstanden werden, was ab Oktober 1976 durch den auf dem Pariser Salon präsentierten 400 GT unterstrichen wurde: Er war der erste Spross der Marke, der offiziell auch mit Automatik-Getriebe bestellbar war. Was für Rolly-Royce gut genug war, sollte auch hier passen: Die dreistufige Turbo Hydramatic stammte von GM, eine von Ford wurde nach dem Übernahme-Fiakso 1963 selbstverständlich nie in Betracht gezogen. Äußerlich hob sich der 400 GT von seinem Vorgänger durch zwei statt drei Rückleuchten pro Seite und die kleine Spoilerlippe vorn ab. An der Flanke fielen die nun mit je fünf Radbolzen statt mit Zentralverschluss befestigten Räder auf, unter der Haube war es der von 4,4 auf 4,8 l vergrößerte Motor, worauf die geänderte Modellbezeichnung hinwies, die den Hubraum pro Zylindern angab.
Zahlreiche Detailverbesserungen für den Ferrari 412
Knapp 13 Jahre nach dem Start des 365 GT4 2+2 debütierte im April 1985 mit dem Ferrari 412 die vierte Generation der Reihe. Ihn machten ein höherer Kofferraum für mehr Ladevolumen, uniweiße Blinker an der unter anderem den Rover Vitesse inspirierenden Front, Stoßfänger in Wagenfarbe, geänderte Aluminiumräder und nicht mehr vom Kühlergrills abgedeckte Nebelscheinwerfer aus. Innen trumpfte das Ferrari Coupé mit geänderten Befestigungspunkten der Sicherheitsgurte, elektrischer Sitzverstellung und überarbeiteten Kopfstützen auf. Zum ersten Mal in der Markenhistorie wurde im 412 auch ein Antiblockiersystem angeboten, womit der standesgemäß von vier Scheibenbremsen verzögerte Ferrari Oldtimer neben dem Lancia Thema zu einem der ersten italienischen Autos mit serienmäßigem ABS avancierte.
Ferrari Coupé mit dohc-V12
Wie das Typenschild schon andeutete, war auch wieder der Ferrari V12 gewachsen. Der 4,9-l-Kraftwerk wurde nun von einer Bosch-KE-Jetronic bei Laune gehalten und zeitgemäß elektronisch gezündet. Heraus sprangen adrette 340 PS und 451 Nm, was mit der nun regulär verbauten Automatik für 250 km/h Spitze und 8,3-Sekunden-Sprints von 0 auf 100 langte; mit der nur auf ausdrücklichen Wunsch montierten Fünfgang-Schaltung war der 1,9-Tonnen-Trumm deutlich flotter. Ein Kostverächter war der Ferrari 412 jedoch in keinem Fall und kam daher mit 116 l Tankinhalt. Zwischen Frühjahr 1985 und Anfang 1989 ließen sich 576 Kunden davon nicht stören, und so avancierte die Luxusauto-Familie mit einer Produktionszeit von 17 Jahren zu den am längsten produzierten Baureihen der Automobilindustrie überhaupt.