2 Türen

Ein Erfolg war der Mercedes 300 SL vielleicht nicht aus Sicht der Buchhaltung, sondern aus der Marketing-Warte: Welches Modell hatte Image und Bekanntheit des Stuttgarter Sterns in der Nachkriegszeit so gut getan wie der 300 SL Flügeltürer? 

Der Mercedes Flügeltürer brachte den Hype der Silberpfeile auf die Straße ©autorild.de 

In der Saison 1952 war der Rennsportwagen W 194, der schon auf „300 SL“ hörte, unerwartet erfolgreich gewesen. Der hatte einen leichten Gitterrohrrahmen mit hohem Einstiegsbereich und erhielt daher notgedrungen Flügeltüren. Und weil der wichtige US-Markt einen schnellen Mercedes Sportwagen verlangte

und der 300 SL auf der Carrera Panamericana zu Ruhm und Ehre gekommen war, diente der W 194 kurzerhand als Vorlage für den den zivilen Mercedes 300 SL W 198. Schwäbische Sparsamkeit vom feinsten, denn so sparte sich Mercedes-Benz eine so teure wie langwierige Komplettentwicklung eines Spartenprodukts und konnte die Amis zügig mit einem echten Traumauto bedienen: Bereits im Februar 1954 debütierte auf der „International Motor Sports Show“ in New York neben dem 190 SL das neue Aushängeschild auf Zentralverschluss-Rädern. 

Der cW-Wert des Mercedes 300 SL war mit 0,425 längst nicht gut gut wie die 0,25 des W 194 ©autorild.de 

Durst ist für den Mercedes 300 SL kein Problem 

Nach begeisterter Besucherresonanz lief die Serienproduktion des Mercedes 300 SL im August 1954 im Werk Sindelfingen mit geringen Veränderungen gegenüber dem Showcar an. Ab dem 51. Flügeltürer wich der lange Schalthebel, der direkt mit dem Viergang-Getriebe verbunden war, einem kürzeren mit Schaltgestänge, wie ihn auch vorliegender Mercedes Oldtimer trägt. Unter der langen Haube gab es nichts zu verbessern, dort spielte der 3,0-l-R6 mit Trockensumpfschmierung und Direkteinspritzung die Zukunftsmusik von übermorgen. 215 PS und 274 Nm waren damals eine echte Ansage, der 100 oder auf Wunsch 130 l große Tank vom maximal wahnsinnige 260 Sachen schnellen Mercedes Coupé eine Notwendigkeit für Fernreisen und gleichermaßen Langstreckenrennen wie die Mille Miglia. 

Der Schalthebel vom 300 SL Flügeltürer wanderte recht früh direkt zwischen die Sitze ©autorild.de 

Die Seltenheit vom 300 SL Flügeltürer sorgt heute für Millionenpreise 

Die ersten Mercedes Flügeltürer blieben in Europa, ab März 1955 ging der 300 SL in die neue Welt. Die Yankees waren wie angedacht Hauptabnehmer mit rund 1.100 der 1.400 bis 1957 gebauten Exemplare; sie hatten ja auch das nötige Geld, während der Mercedes 300 SL-Preis hierzulande bei horrenden 29.000 DM startete und damit für die meisten unerschwinglich war. Aber er brachte harte Dollars, und darauf kam es an. So verwunderte es auch nicht weiter, dass den besonderen Wünschen der amerikanischen Kunden nach mehr Komfort, geräumigerem Gepäckraum und Cabriodach ab 1957 mit dem 300 SL Roadster, als weiterentwickeltes Ablösemodell konsequent W 198 II genannt, Rechnung getragen wurde. Der Wagen überzeugte bis 1963 sogar 1.858 Käufer, kam mit praktischen, normalen Türen aber nie zu derartigem Legendenstatus. 

  

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