Der Ford Gran Torino und auch der wenig begehrte Torino hätten ein Lehrstück sein können für: So macht man es nicht. Schon vor der Downsizing-Welle Ende der 70er Jahre hatten Gran Torino und Konsorten gezeigt, dass bigger nicht mehr automatisch better war.
Die Torinos der Modelljahre 1972 bis 1976 bauten deutlich größer als ihre bereits sehr üppigen Vorgänger. Auch wenn sie – und ihre Nachfolger LTD II – weiterhin als Intermediates durchgingen, überragten die Ford Oldtimer
mit 290 bis 300 cm Radstand und Längen von 537 bis 564 cm (1974) ihre Mittelklasse-Mitbewerber Chevy Chevelle, Plymouth Satellite und AMC Matador teils erheblich. Abermals rückten der Ford Gran Torino, Gran Torino Sport, Gran Torino Elite und der Basis-Torino enger an den nur wenig größeren Fullsize-LTD heran. Ungeachtet der Größe der Wagen fielen der Innen- und der Kofferraum alles andere als großzügig aus: Wie die US-Zeitschrift Consumer Guide herausfand, lag das Raumangebot der Ford Midsize-Modelle auf dem Niveau des erheblich preiswerteren und wirtschaftlicheren hauseigenen Kompaktwagens Maverick.
Der Ford Gran Torino gab sich verschwenderisch
Obendrein war die mittelgroßen Ford Modelle keine Leichtgewichte; als 1974 schließlich die energieabsorbierenden Stoßstangen vorn und hinten obligatorisch wurden, brachte selbst der Basis-Viertürer mit dem 302-ci-V8 1.830 kg auf die Waage; ein opulent ausgestatteter Torino Squire Station Wagon mit dem 460-ci Big Block kam leer auf über 2.400 kg. Das zeigte sich direkt am Verbrauch, Automobilzeitschriften ermittelten wiederholt Werte zwischen 25 und 30 l/100 km. Ford hatte sich erfolglos bemüht, dem Durst durch Gewichtsreduzierung beizukommen; stattdessen bekam der Ford Gran Torino 1974 zwecks Steigerung der Reichweite einen um 27,6 auf 100,3 Liter vergrößerten Tank. Spitzen-Timing zu Zeiten der ersten Ölkrise, als Sprit knapp und teuer wurde.
Frei von Kritik war der Ford Oldtimer nie
Tatsächlich verbuchten die Ford Händler nach zwei sensationellen Jahren 1974 einen um 70.496 auf 426.086 Einheiten gesunkenen Intermediate-Absatz. Nicht grundlos tadelte die Fachpresse den Ford Gran Torino der dritten Generation vielfach als unökonomisch. Das Auto verkörpere „alle Fehler, die in Detroit in dieser Zeit begangen wurden“: Der Fahrer bekäme ob der weichen Federung und der sehr schwammigen Lenkung keine Rückmeldung; das Handling sei bei schnellen Richtungswechseln unberechenbar. Ferner sei der Torino unnötig groß, und „an fast jeder Ecke“ werde Platz vergeudet. Obendrein litten die Ford Oldtimer schwer an Rost sowie mangelnder Zuverlässigkeit. Folglich erzielten die Torino-Gebrauchtwagen in den 1970ern die niedrigsten Wiederverkaufswerte aller Midsize-Cars.
Frischer Glanz für die Ford Limousine
Von all dem unbeeindruckt ist der Eigentümer dieses an seinem geradespeichigen Lenkrad als 1974er Modells erkennbaren Ford Gran Torino – das so genannte „pillared hardtop“ ohne Fensterrahmen an den Türen steht außen wie innen extrem proper da und scheint weder übermäßiger Nässe noch Sonne ausgesetzt worden zu sein. Ein zweiter Seitenspiegel, das Vinyl- statt Stoff-Interieur, ein Radio, Cruise Control sowie getönte Scheiben durften die ab $ 3104 erhältliche Ford Limousine ein wenig aufwerten. Um so ungewöhnlicher sind die kleinen Serien-Radkappen, die Privatkunden aus Prestigegründen zumeist ablehnten. Ein kontrastierendes Vinyldach hätte den Ford Gran Torino-Preis noch weiter steigern können, die dunkelblaue Lackierung wurde indes nachträglich aufgebracht – und strahlt genauso wie der Rest.
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