4 Türen

Wen S-Klasse-Kunden der reguläre Mercedes 450 SEL nicht ausreichte, mussten sie nicht gleich zur spärlich Konkurrenz abwandern: 1975 sorgte ein ganz besonderer W116 weltweit für Aufsehen.

Der Mercedes W116 sieht besonders in dunklen Farben stets gebieterisch aus  ©autorild.de
Wer eine Mercedes S-Klasse-Version wünschte, die jeden 7er BMW bis aufs Blut beleidigte, jeden Cadillac DeVille kastrierte und jeden Jaguar XJ12 jagte, der wurde beim Mercedes Händler ab 1975 fündig:

Der Mercedes 450 SEL 6.9 überzeugte in vielen Tests derart, dass er von jenen Journalisten häufig als das beste Auto der Welt bezeichnet wurde. Verständlich – der Über-W116 glänzte mit ordentlich Platz, zukunftsweisenden Optionen und denkbar gutem Image. Dazu versprühte der 450 SEL 6.9 Überholprestige en mass. Dass die typischen Mercedes-Benz Tugenden wie Zuverlässigkeit und sorgfältige Verarbeitung ohnehin vorhanden waren, muss kaum erwähnt werden.
Wem ein Mercedes 450 SEL nicht ausreicht... ©autorild.de

Power satt im Mercedes 450 SEL 6.9

Was vorliegenden Mercedes W116 so begehrenswert macht, steht auf der vermutlich in „Manganbraun 480“ lackierten Heckklappe: Der Big Block mit satten 6834 cm Hubraum – soviel Volumen gab es zuletzt vor dem Krieg und wurde in den 90ern nur in wenigen Exemplaren vom SL 73 AMG übertroffen. Der 6.9-l-V8-Motor mit Bosch K-Jetronic Einspritzung schüttelte mühelos 286 PS und stramme 550 Nm Drehmoment aus dem Ärmel, die über die serienmäßige Vierstufen-Automatik die Hinterräder leicht zum Rauchen überreden konnten. Doch sobald die Traktion stimmte, donnerte das deutsche Muscle Car namens Mercedes 450 SEL 6.9 in 7,4 Sekunden auf Tempo 100 und machte 225 Sachen Spitze.
...der überweist Mercedes-Benz für dieses Kürzel und 61 PS Mehrleistung halt etwas mehr Geld ©autorild.de

S-Klasse gibt viel Luxus und nimmt viel Sprit

Dass die W116-Topversion beim Ausloten des Potentials deutlich an den angegebenen 16 Liter Super auf 100 Kilometern vorbei driftete, störte keinen der 7.380 Kunden: Sie alle hatten viel Geld für ihre S-Klasse ausgegeben, um bei selbsteinstellender Hydropneumatik-Federung im kühlen Hauch der Klimaanlage oder gar der Klimaautomatik die Kilometer vorbeirauschen zu sehen. Der 506 cm lange, 187 cm breite und 143 cm hohe Luxuswagen glänzte überhaupt mit kühler Sachlichkeit, ganz im Gegensatz zu den teils recht kitschigen Rolls Royce. So verwundern das schwarze, eher unspektakuläre Lenkrad und die von manchen bevorzugten Velourssitze, über die auch unser Foto-Mercedes 450 SEL 6.9 verfügt, auch kaum.
Die Kehrseite der Medaille ist auch ganz ansehnlich: Mercedes 450 SEL 6.9 von hinten ©autorild.de

Mercedes hielt den Top-W116 sehr dezent

Optisch gab sich der Mercedes 450 SEL 6.9 außen wie innen sehr unauffällig – massig Wurzelholz war wie bei den kleineren Brüdern vorhanden, der Auspuff mit Doppelendrohr ebenso. Speziell der Tacho bis 260 verriet den S-Klasse Kraftmeier, falls der Besitzer den Schriftzug am Heck abbestellt hatte. Wer sich wie bei unserm Fotofahrzeug für Radlaufchrom entschied, hatte neben den doppelten Stoßstangen des W116 auch auf der Flanke genügend Bling, um auch bei nicht näherem Hinsehen als Chef erkannt zu werden. Bleibt dem Halter dieses britischen Linkslenkers mit originalen Fuchs Barockfelgen nur zu wünschen, dass er seinen raren wie kraftstrotzenden Mercedes Oldtimer noch viele Jahre lang genießen kann

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