Oh ja, mit der S-Klasse war man stets gut angezogen – und wie unser W116 Fotomodell mit Barockfelgen zeigt, hat sich daran auch nichts geändert. Wagen wie dieser Mercedes 350 SE waren ein Grund dafür, Mercedes-Benz als die Marke mit der eingebauten Vorfahrt zu betiteln.
Das Beste an der Mercedes S-Klasse vom Typ W116 ist ihre soziale Unverträglichkeit – kaum ein anderes S-Klasse Modell schaffte es, Hobbyrevoluzzer und selbsternannte Weltverbesserer derart nachhaltig anzupissen.
Kein Wunder, trat der in Kurzversion 496 cm lange, 187 cm breite und 143 cm hohe Mercedes W116 zu seiner Einführung im Jahr 1972 doch wesentlich aggressiver und herrischer auf als die vorherigen Hoch- und Flachkühler-Limousinen und war Synonym für Macht und Geld wie kein zweites Auto. Die Wahl Nummer eins bei Deutschlands Topverdienern machte es den linken Gesellschaftskritikern allein schon durch seine immense Chrommenge leicht, gehasst zu werden. Zumindest dieses Problem hat der staatstragende Mercedes Oldtimer heute nicht mehr.
Die Stoßstangen bauten der Mercedes S-Klasse die Vorfahrt ein
Was die betagte S-Klasse in gewissen Kreisen noch viel mehr in Misskredit brachte, waren ihre doppelten Stoßstangen, deren Auftauchen im Rückspiegel eines damals schon völlig veralteten VW Käfer oder eines gemächlich dahinschnürenden Citroen 2CV unmissverständlich ausdrückte: Platz da, oder ihr zerschellt an uns! Ob dieses praktische Feature des Mercedes W116 die automobile Ellenbogengesellschaft erst so richtig einläutete, ist aus heutiger Sicht völlig irrelevant. Wir freuen uns viel eher über den riesigen, unter Nichtbeachtung jeglicher aerodynamischer Erkenntnisse senkrecht in den Wind gestellten Kühlergrill, den an diesem Mercedes 350 SE verchromte Wischer für die breiten Scheinwerfer flankieren.
Die S-Klasse war schon damals sicher und technisch weit voraus
Wie es sich für eine Mercedes S-Klasse gehörte, zeiget auch der W116, wo technisch der Hammer hing - so wurde der 195 bis 205 PS und 285 Nm starke 3,5-l-V8 über eine Bosch-Einspritzung gefüttert, nicht etwa per schnödem Vergaser. Wer Unfälle fürchtete, freute sich über den crashsicher über der Hinterachse gelagerten 96 Liter-Tank oder hoffte gleich darauf, dass die breiten Sicherheitsrückleuchten einen Angriff auf die doppelten Heckstoßstangen durch ihre hohe Strahlkraft dank Verschmutzungsresistenz noch im Ansatz verhinderten. Ab 1978 konnte man seiner S-Klasse als erstem Auto der Welt sogar ein vollelektronisches ABS zukommen lassen. Allein deswegen musste der Mercedes Oldtimer Neid hervorrufen - und das tun Prachtstücke wie dieser Mercedes 350 SE glücklicherweise immer noch
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