4 Türen

Die neue Mercedes-Benz S-Klasse wurde vor kurzem in Hamburg präsentiert. Die von den Stuttgartern bereits jetzt als das beste Auto der Welt bezeichnete Limousine wird in der Tat für die meisten die Messlatte in der automobilen Oberklasse darstellen. Dr. Hermann Storp, Chefingenieur der neuen S-Klasse, beantwortete uns einige Fragen zu Antrieb und Fahrwerk des Sternkreuzers.

Die neue Mercedes S-Klasse ©2013 Daimler AG

 

  • Nach Ihren Angaben rollt die neue S-Klasse 2013 um 50 satte Prozent verwindungsfester in den Handel – und wiegt trotzdem nicht mehr als die entsprechenden Vorgängermodelle. Ist dies neuen Stählen, moderneren Berechnungsmethoden oder Verbesserungen in der Konstruktion zu verdanken?

Das ist richtig: Mit einer Verwindungssteifigkeit von 40,5 kNm/Grad erreicht die S-Klasse einen neuen Bestwert in ihrem Segment und ist dennoch bis zu 95 Kilogramm leichter als der Vorgänger. Dies wird durch verschiedene Maßnahmen bewirkt. So beträgt der Aluminiumanteil an der Karosserie über 50 Prozent, die komplette Außenhaut der S-Klasse einschließlich des Dachs sowie der Karosserie-Vorbau besteht aus Aluminium. Zusätzlich kommen in der neuen Baureihe in Knotenbereichen Strukturschäume zum Einsatz, die zum einen gegenüber massiven Verstärkungen erhebliche Gewichtsvorteile bieten und zum anderen Vorteile in der Produktionstechnik schaffen. Die Sicherheits-Fahrgastzelle zeichnet sich durch die intensive Verwendung von höchstfesten Stählen aus. Durch den Einsatz von höheren Stahlgüten konnte das Gewicht gegenüber dem Vorgänger konstant gehalten werden, obwohl erheblich höhere Crashanforderungen und höhere NVH-Anforderungen erfüllt werden.
Kaosseriestruktur der S-Klasse W222 ©2013 Daimler AG

  • Bei so hoher Verwindungsfestigkeit und zusammen mit der AIRMATIC-Luftfederung samt stufenloser Dämpfungsregelung sollte der neue Luxusliner dem ambitionierten Herrenfahrer nicht nur auf der Geraden, sondern auch in Kurven großen Spaß bereiten. Warum müssen die Fondinsassen dabei nicht seekrank werden?

In unserem Luxusliner wird keiner seekrank, das darf ich Ihnen versichern. Die AIRMATIC reduziert mit der sogenannten Skyhook-Funktion in Verbindung mit der stufenlosen Dämpfungsregelung die Bewegungen und Beschleunigungen auf den Fondpassagier auf ein Minimum. Neue Luftfederbälge mit verbessertem Ansprechverhalten bewirken einen noch besseren Abrollkomfort, die Federwege an der Hinterachse wurden vergrößert und das serienmäßige Adaptive Dämpfungssystem verbessert.  
Wer aber nun gar keine Seitenneigung mag, sollte unser MAGIC BODY CONTROL wählen. Dies umfasst nicht nur ACTIVE BODY CONTROL, bei dem jedes der vier Federbeine mit einem Hydraulikzylinder ausgestattet ist, um die Kraft individuell einzustellen. Dadurch können Hub-, Wank- und Nickbewegungen der Karosserie fast vollständig kompensiert werden. Der Energieeintrag der Räder wird durch ein stufenlos verstellbares Dämpfersystem je nach Fahrbahnbeschaffenheit optimal reduziert. Der Clou aber: Als erstes Auto der Welt kann die neue S-Klasse Bodenwellen im Voraus erkennen. Als „Augen“ dient eine Stereokamera hinter der Frontscheibe. Diese blickt bis zu 15 Meter nach vorne und liefert ein präzises Bild von der Kontur der Fahrbahn. Aus den Bildern der Kamera und aus den Informationen über den Fahrzustand errechnet das Steuergerät fortwährend die beste Regelstrategie zur Überwindung von Unebenheiten wie langen Bodenwellen. Somit kann das Fahrzeug schon im Vorfeld und individuell für jedes einzelne Rad die Dämpfung straffer oder weicher stellen und über die aktive Hydraulik das Rad be- oder entlasten. Das Fahrwerk wird innerhalb von Sekundenbruchteilen auf die jeweilige Situation eingestellt und die Aufbaubewegung kann deutlich verringert werden. Die Folge ist ein bis dato unerreichter Fahrkomfort.

Magic Body Control in der neuen S-Klasse ©2013 Daimler AG

  • Der kraftvolle S 500, der durchzugsstarke S 350 BlueTEC sowie die besonders wirtschaftlichen S 400 Hybrid und S 300 BlueTEC HYBRID sollten die Mobilitätsansprüche der allermeisten Kunden abdecken. Wird es der souveränen Laufruhe und Kraftentfaltung sowie des Prestiges wegen weiterhin einen S 600 mit V12 geben? Was ist sonst noch geplant?

Ja, wir werden auch wieder einen S 600 mit Zwölfzylindermotor im Angebot haben. Und was unsere weiteren Planungen angeht: Lassen Sie sich überraschen.

  • Bleiben wir noch kurz beim Antrieb. Ihre Mitbewerber treten mit achtstufigen Getrieben an, Ihre 7G-Tronic aus der S-Klasse und zahlreichen anderen Modellen hat derer „nur“ sieben. Ist hier weniger mehr?

Entscheidend ist doch das Ergebnis, die Effizienz – und nicht, wie viele Gänge das Getriebe hat. Wenn Sie unsere Verbrauchsdaten mit denen des Wettbewerbs vergleichen, werden Sie feststellen, dass wir bei allen Motorisierungen der S-Klasse im Vergleich die niedrigsten Verbrauchswerte aufweisen können.    
Das orange Kabel verrät den S 400 Hybrid ©2013 Daimler AG

  • Anders als etwa Ihre Mitbewerber aus Ingolstadt müssen Sie die stärkeren Motorisierungen nie zwingend mit Allradantrieb anbieten. Wird es trotzdem wieder einige 4MATIC-Versionen geben? Womöglich auch im AMG-Bereich?

Natürlich werden wir auch die S-Klasse wieder mit Allradantrieb anbieten.   

  • Herr Storp, worauf sind Sie in Sachen Antrieb und Fahrwerk bei der neuen S-Klasse selbst besonders stolz?

Hier meinen ganzen Stolz auf einen Aspekt zu beschränken, fällt mir schwer. Da ist zum einen die große Verbrauchsreduzierung gegenüber dem Vorgänger. Zum anderen der Quantensprung in der Fahrwerkstechnik mit MAGIC BODY CONTROL, mit dem die S-Klasse ihr Fahrwerk vorausschauend auf die Straße einstellt. Und mir würde noch sehr viel mehr einfallen.

  • Wir wünschen Ihnen und Mercedes-Benz mit der neuen S-Klasse allen gehörigen Erfolg und danken für das Gespräch!

Schöner sparen: Mercedes S 350 Bluetec ©2013 Daimler AG

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