US-Cars mit Flossen? Super! Reifenmordende Muscle Cars? Her damit! Frontgetriebene 80er-Jahre-Skurillitäten? Äh, ja... Tatsächlich gehörten und gehören derartige Cadillac DeVille-Modelle hierzulande nicht zu den gefragtesten Fahrzeugen.
Der zwischen 1985 und 1993 gebaute Cadillac DeVille der sechsten Generation brachte den in den späten 70er Jahren eingeläuteten rechtwinkligen Übergang von C-Säule zu Kofferraumdeckel auf die Spitze:
Schon der Nachfolger bediente sich einer nicht gerade abfallenden Dachlinie, die nach heutigen Maßstäben weit weniger schräg rüberkommt. In Europa hatte sich diese Designsprache wie der DeVille selbst nie durchsetzen können – wenn hier ein Heck gerade abfiel, dann nur bei Kombis wie dem Volvo 245 oder dem VW Polo. In der Oberklasse war dies hierzulande völlig undenkbar. Gleiches galt für den Frontantrieb vom Cadillac Youngtimer, der zum ersten Mal in Coupe und Sedan DeVille zum Einsatz kam.
Der Cadillac DeVille der 80er Jahre war alles andere als ein Performer
Jene DeVille-Generation baute mit 499 cm Länge bei 281 cm Radstand, 182 cm Breite und 140 cm Höhe wesentlich kürzer als sein ohnehin schon verkleinerter Vorgänger, der den Stil der einst riesigen Fullsize-Schiffe beibehielt. Unser Cadillac DeVille-Fotomodell entstammt, wie die einteiligen Scheinwerfer verraten, aus den Modelljahren 1987 oder 1988. Für Vortrieb sorgten quer eingebaute 4,1 oder 4,5 Liter große V8-Benziner mit wenig überzeugenden 130 oder 155 PS – ein hubraumähnlicher Mercedes 420 SEL in US-Spezifikation kam 1986 auf 201 SAE-PS. Die Kraftübertragung oblag in Benz wie Caddy gleichermaßen vierstufigen Automatik-Getrieben. Die Höchstgeschwindigkeit des US-Cars betrug ebenso wenig berauschende 171 bis 181 km/h, der Standardsprint war in 10,6 bis 13,2 Sekunden absolviert.
Cadillac hielt für den DeVille alle erdenklichen Annehmlichkeiten bereit
Vorliegender Cadillac Sedan DeVille gibt dank optionaler Zweifarb-Metalliclackierung in Champagner und Dunkelbraun zusammen mit den Speichenradkappen ein sehr repräsentatives Bild ab. Auch der Zustand wirkt sehr solide, jedoch weisen diverse Kratzer und Nachbesserungen im Frontbereich des Luxusautos auf. Ob diese dem Eigentümer des Cadillacs anzulasten sind? Womöglich war er gerade mit dem Autotelefon beschäftigt, genoss das Delco-GM Bose Symphony Sound System, war von den Digitalarmaturen beeindruckt oder im Zweifel, ob er die Fußmatten wirklich auf die andere Seite drehen sollte. Gab es im Cadillac DeVille alles gegen Aufpreis. Zumindest in diesem Punkt stimmte der alte Markenclaim „Cadillac. Standard of the World“ noch.