4 Türen

Das Münchner P1 war seit jeher ein Ort der Schönen und Reichen. Im Rüsselsheimer P1 konnte man seinerzeit bestens Klönen und Schleichen – oder den anderen wenigen Autos davon fahren, denn zu den Bummlern gehörte der Opel Rekord P1 damals nicht.

Wie die Schwestermarke Buick hatte auch der Opel Rekord P1 senkrecht verlaufende Grillstreben ©autorild.de

Das „P1“ steht beim Opel Oldtimer freilich nicht für Prinzregentenstraße Nummer eins, sondern für Panoramascheibe, die erste. Denn als der von 1957 bis 1960 in satten 509.110 Exemplaren gebaute Opel Rekord P1 vom Rekord P2 abgelöst wurde, kam auch dieser mit den da bereits schon weniger angesagten Panoramascheiben;

dessen Nachfolger Rekord A verzichtete bereits ganz auf sie. Optisch war der Rekord P1 klar vom amerikanischen GM-Design, speziell dem von Buick inspiriert. Kein Fehler, denn imagemäßig spielte die Tri-Shield-Division in einer Liga mit Opel – nämlich ziemlich weit oben. Notiz am Rande: später wurden Kadett B und Manta A in den USA durch Buick Händler vertrieben. 

Der Opel Blitz sah seinerzeit eher wie ein Fluggerät aus ©autorild.de

Einen Opel Rekord P1 kaufen konnte längst nicht jeder 

Die Ähnlichkeit des Rekord P1 mit dem großen amerikanischen Verwandten blieb dem Volksmund nicht verborgen, der „Bauern-Buick“ spottete. Doch was, wenn nicht einen Ford 17M P2, sollte der aufstrebende Landwirt fahren, bevor er sich einen Mercedes 200 D leisten konnte? Spaß beiseite, das konnte schon damals als Neid der Besitzlosen abgetan werden, denn nicht wenige waren froh, sich nach Zweirädern und eisernem Sparen einen Kabinenroller, eine Isetta oder gar einen gebrauchten VW Käfer kaufen zu können. Der gut situierte Mittelstand hatte diesen Aufstieg bereits hinter sich und griff eben zum bei 254 cm Radstand 443 cm langen, 162 cm breiten und 149 cm hohen Opel Rekord P1 

Die Heckflossen vom Opel Oldtimer waren wie beim Peugeot 404 nur leicht angedeutet ©autorild.de

Der Rekord P1 war auf Höhe der Zeit

Vorliegender Opel Rekord P1 entstammt dem letzten Modelljahr; zuvor gab es den 1700er-Reihenvierzylinder nicht. Mit 40 kW/55 PS und 120 Nm Drehmoment verkörperte der Rekord 1700 die Topmotorisierung der Baureihe und rauschte in rund 20 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Trotz 132 Spitze Sachen genehmigte sich der Fallstromvergaser im Schnitt lediglich zehn Liter Otto-Normal. Konstruktiv war der Opel Oldtimer angesichts der starren Antriebsachse im Heck an Blattfedern auch recht amerikanisch angehaucht; die rundum montierten Trommelbremsen entsprachen dem Stand der Zeit. Die Kraftübertragung oblag manuellen Drei- oder Viergang-Getrieben mit Lenkradschaltung; optional boten die Opel Händler die Olymat-Halbautomatik an. Wer aber vollautomatische Schaltvorgänge wünschte, musste schon beim Opel Kapitän anheuern.  

Der Rekord 1700 debütierte im letzen P1-Modelljahr ©autorild.de

Der Opel Oldtimer braucht etwas Pflege

Unser Rekord-Fotomodell macht mit seiner hübschen Zweifarb-Lackierung auf den ersten Blick einen ordentlichen Eindruck; bei genauerem Hinsehen finden sich hier und da aber Rost, Risse im Lack und Detailmängel wie etwa die klobigen Schrauben am Schild des vermutlichen Auslieferers – dem illustren Düsseldorfer Autohaus Becker. Da können wir dem Besitzer dieses Opel Rekord nur die Daumen drücken, dass er diese Unzulänglichkeiten rasch abstellt, bevor der Bauern-Buick auf den finalen Misthaufen wandern muss.    

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