50 Jahre Ford Taunus P5 – das feierte der Kölner Hersteller auf der Ford Regionaltour 2014 mit einem besonderem Testwagen dieser Baureihe. Natürlich ließen auch wir uns das Topmodell Taunus 20M TS nicht entgehen.
Aha, der Ford Taunus 20M TS hat glücklicherweise ein Knüppelschaltung auf dem Tunnel des Viergang-Getriebes. Dann kann der Ford Taunus ja direkt losgehen, denn eine Lenkradschaltung hätte erstmal Übungsstunden erfordert. Doch auch der keilförmige und sehr griffige Knauf im Ford Oldtimer will gekonnt bedient werden: Er verlangt gute Führung gepaart mit etwas Nachdruck, sonst knirscht es unheilvoll. Zuvor ist jedoch die rote Teilleder-Ausstattung zu würdigen:
Ein sofaartiger Traum. Vorne wie hinten unglaublich geräumig und höchst bequem, macht der Taunus sofort Lust auf eine ausdehnte Spritztour. Dank nicht vorhandener Kopfstützen und schmaler Dachsäulen ist die Übersichtlichkeit herausragend.
Der Ford Taunus V6 hält sich akustisch sehr zurück
Den filigranen Zündschlüssel vom Ford Taunus umgedreht, schon springt der Zwoliter-Benziner nach wenigen Anlasserumdrehungen an. Hübsch leise und seidenweich arbeitet der V6 mit 66 kW/90 PS, kaum merklich. Kaum merklich ist auch die Beschleunigung, doch ist der 1.030 kg schwere Ford Oldtimer erstmal in Bewegung, legt er dank 155 Nm Drehmoment willig an Fahrt zu, ohne dabei die Stimme zu erheben. Was ein Genuss, Fenster runter, Ellenbogen raus, Landstraße. Die Schäden in deren Belag bügeln die vorderen Federbeine und die hintere Starrachse an Blattfedern aufgrund weicher Abstimmung gekonnt aus, doch die Quittung kommt in der nächsten Kurve: Der Taunus 20M TS schwankt wie ein Rheindampfer bei Herbststurm.
Der Ford Taunus 20M TS erzieht zur Gemütlichkeit
Infolge der mäßigen Fahrdynamik lassen wir es beim Ford Taunus Test gemächlich angehen, das große Kunststofflenkrad mit verchromten Hupring und den drei Krönchen vom Kölner Stadtwappen in der Nabe fest im Griff. Der Entspannung kommt die betuliche Gangart entgegen, der beim 271 cm Radstand 459 cm lange, 172 cm breite und 148 cm hohe Ford Taunus schwebt weich durch baumgesäumte Chausseen. Das Radio bleibt mangels Anwesenheit aus, lauschen wir dem V6. Kein Wunder, dass Ford angesichts dieser Laufkultur in den 60ern und 70ern europäischer Marktführer bei den Sechszylindern war. Wer sich keinen derart befeuerten Ford Taunus kaufen wollte, griff zum 17M P5 – mit deutlich weniger kultiviertem V4.
Carpooling beim Ford Taunus Test
Egal, ob Ford Taunus V6 oder V4, der Ford Oldtimer lud mit seinem sagenhafte 650 Liter fassendem Kofferraum auf lange Reisen ein. So musste nichts an Gepäck daheim bleiben, Klappe zu und los. Von den Rückbank-Qualitäten überzeuge ich mich nach einem Fahrerwechsel, am Steuer nun Ingo von, daneben die Assistentin von Dr. Norbert, selbiger hinten rechts, ich hinten links. Die bemerkenswerte Beinfreiheit im Fond des Ford 20M P5 animiert uns sofort zum breitbeinigen Dahinfläzen. Auch mit vier Personen hat der Kölner keine Probleme, die farbige Tempoanzeige in der Tachonabe wechselt kaum langsamer von Grün (bis 50 km/h) auf Orange (bis Tempo 80) und von da aus weiter auf Rot. Die hinteren Ausstellfenster auf, die großen Glasflächen machen den Ford P5 zum Treibhaus.
Ein Tagesausflug mit dem Ford Oldtimer bleibt verwehrt
Doch bleibt uns im Ford Taunus 20M TS ein Ausflug in die Ferne – Italien stand bereits zur Diskussion – leider vorenthalten. Schließlich wünscht sich das Team von Ford Deutschland den wagen und uns rechtzeitig zur Pressekonferenz zurück. Dass der Taunus und seine damals schon nicht mehr taufrische 6-Volt-Elektrik uns zuverlässig über die Alpen gebracht hätten, ist abgemachte Sache.
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