Unterwegs in einem alten VW Bus? Na, dann Joint angesteckt und freie Liebe. Äh, halt. Abgesehen davon, dass Drogen am Lenkrad pfuipfui sind, würden sich hinterm Volant von unserem VW T2 Silberfisch Zigarre oder Pfeife wesentlich besser machen.

Jawohl, ein T2 Silberfisch. Und nicht irgendeiner, sondern die VW Bus-Replika „Lord von Hannover“. Jener 1.200 mal gebaute Nobelbus hat mit den Hippie-Kisten nichts gemein:

Der Innenraum ist komplett mit blauem Leder ausgeschlagen, dass auch beim Aussteigen aus dem VW Oldtimer behilflich ist. Es ist nämlich so glatt, dass man nach dem Türöffnen fast von selbst vom Sitz flutscht. Und anders als im Klischee VW-Bulli quetschen sich in den Lord nicht mindestens neun Personen, sondern höchstens fünfe. Denn hinter den beiden vorderen Einzelsitzen folgt lediglich eine Dreier-Sitzbank. Klar, dass deren Okkupanten im VW T2 eine Beinfreiheit genießen, die jeder Präsidenten-Limousine gut zu Gesicht stehen würde.

Frischluftfreuden beim VW Bus Test

Die Hinterbänkler im besonderen VW Bulli genießen aber noch etwas anderes – und zwar Frischluft und Sonnenschein im Überfluss. Das ist dem Golde-Schiebedach im Format eines Küchentischs zu verdanken, das nach leichtgängiger, aber langwieriger Kurbelei den Blick zum Himmel über dem VW T2 freigibt. Die komfortbetonte, aber weder altersschwache noch schlabberweiche Federung bügelt die Unzulänglichkeiten Brandenburger Landstraßen recht ordentlich aus, so wird das Reisen von einem kleinen Dorf zum nächsten zu reinsten Erholungsurlaub. Weniger edel als die blauen Häute und Teppiche im T2 Bus wirken indes die eher lieblos anmutenden Plastikteile. Hier wären Chrom und Leder chic, doch hatte VW Nutzfahrzeuge ja primär Gewerbekunde im Visier, die für solche Annehmlichkeiten immun waren.

Gelassenheit ist im VW T2 Silberfisch Trumpf

Echte Fahrdynamik bietet der VW T2 Silberfisch nicht. Klar geht er dank 70 PS und 141 Nm Drehmoment aus üppigen 2,0 Litern Hubraum stramm nach vorn und ist auch überland kein Verkehrshindernis, doch hat dafür die Straße idealerweise windstill und reichlich breit zu sein. Das Erreichen von 140 Sachen Spitze ist daher nicht Ziel des heutigen Tages. Denn die Lenkung vom VW Bulli zeigt sich reichlich schwammig und bietet kaum Rückmeldung. Dazu ist der leichte VW Bus erwartungsgemäß seitenwindanfällig und fährt auch noch jeder Spurrille hinterher. Aber alles halb so schlimm, das große Zweispeichen-Lenkrad liegt so flach, dass man gern beide Unterarme drauflegt und so den schlingernden Kahn souverän auf Kurs hält. Bloß nicht zuviel gegenlenken, das hebelt den T2 Lord von Hannover nur aus. 

Der VW Bulli erweist sich als echter Kumpel

Fazit von unserem VW Bulli Test: Wer immer sich einst einen solchen VW Bus kaufen konnte, der 1979 mit einem Einstiegspreis von 16.950 DM absolut kein Billigheimer war, hat alles richtig gemacht. Und hat man nach kurzer Eingewöhnungszeit Vertrauen ins Geschunkel gefasst und geht vor Kurven mal nicht vom Gas, reicht ein beherzter Lenkeingriff, zack, schon ist der VW T2 Lord von Hannover rum. Die vom Mercedes/8 bekannten vorderen ATE-Scheibenbremsen verzögern gleichwohl kraftvoll, muss man seinen Optimismus doch drosseln. Ist eben doch ein Kumpel, der Bulli. Logisch: Eine hinterfotzige Zicke hätte wohl kaum soviele Fans gefunden wie der zwischen 1967 und 1979 rund 2,2 Millionen mal gebaute T2

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