Youngtimer

Wie lassen sich Entwicklungs- und Herstellungskosten bestens senken? Klare Sache, durch eine 45-jährige Bauzeit wie beim VW T2. Wir konnten einen testen, aber nicht bloß einen Brasilien-Bulli, sondern Nummer 33 von 50 Sondermodellen der „edição 50 anos“

Nicht schwer zu erkennen: Der Bulli aus Brasilien ist wassergekühlt ©autorild.de

Unser VW T2 Test beginnt im brandenburgischen Groß-Behnitz, wo die Regionaltour der Hannoveraner im Sommer gastierte. Anlassen, das klingt aber nicht nach Boxer.

Ist ja auch ein wassergekühlter 1,4-Liter-Reihenvierer mit Hubraum. Das wesentlich modernere Aggregat liefert üppige 78 PS und 123 Nm Drehmoment ab, womit der leichte Bulli flott nach vorn gen Krenitz zieht. Neben regulärem Benzin kann die Motorenspende aus dem Polo auch nach Landessitte mit Ethanol betrieben werden, weswegen der VW Bus je links und rechts über einen separaten Tank verfügt. So lässt sich der T2 1.4 TotalFlex mit Benzin oder Ethanol in jedem Mischungsverhältnis bewegen. Bis auf Tempo 130 kommt der Bus, wir lassen es bei 80 km/h gut sein, das fordert schon den ganzen Fahrer.

Statt B4 R4: Der Reihenvierzylinder ist ein ungewohntes Bild im VW Bus ©autorild.de

Der VW T2 taugt nicht für Speedheads

Anpruchsvoll zu fahren ist der T2 Kombi tatsächlich: Lenkpräzision und Geradeauslauf vom Bulli erweisen als kaum vorhanden, auf Seitenwind reagiert er umso anfälliger. Dafür animiert das flach stehende Lenkrad im klassischen Zweispeichen-Design mit dickem Kranz dazu, beide Arme drauf abzulegen und Kursänderungen gemächlich zu befehlen. Ganz schön gewitzt, diese Crew von Volkswagen Nutzfahrzeuge, denn diese Tuchfühlung mit dem Fahrzeug erhöht das Verbundenheitsgefühl zu ebenjenem deutlich. Abrupte Korrekturmanöver sind im VW Bus aufgrund der großzügigen Bodenfreiheit mit Platz für einen Schrauber ohne Hebebühne keineswegs ratsam, außerdem belasten wir drei Mann an Bord das straff ausgelegte Fahrwerk nur unzureichend. Mit weiteren sechs Passagieren sowie massig Gepäck würden wir die zahlreichen Straßenschäden sicherlich prima ausbügeln.

Die Sitze im T2 Kombi sind unspektakulär, aber bequem. Beinfreiheit gibt’s en mass ©autorild.de

Im VW Bus ist die Lüftung Luxus

Tempo ist im VW Bulli nebensächlich, das Überholen eines breiten Treckers stellt sich wegen der schwammigen Lenkung als blutdrucksteigernd dar. Uff, vorbei. Jetzt erstmal das Dreiecksfenster auffummeln und frische Luft reinlassen. Nun könnten wir mit dem VW T2 weiter bis sonst wohin gondeln, die hohe Sitzposition ist prima, die Sitze selbst sind dank straffer Federung und rutschresistentem Textilbezug auch nach mehreren Stunden bequem. Die Komfortfeatures lassen sich im Nu abhandeln: Abgesehen von den Dreiecksfenstern, dem flink aufspringenden Handschuhfachdeckels und lediglich einem Ascher mittig im Instrumentenbrett hat unser Bulli nämlich nichts Derartiges vorzuweisen, erst recht kein Radio. Dafür gibt’s auf allen Sitzen reichlich Beinfreiheit und prächtige Sicht.

Lenkrad gut festhalten: Trotz mangelnder Lenkpräzision macht der VW T2 Spaß ©autorild.de

Der VW Bulli sorgt für gute Laune

Rangiervorgänge bereiten im von 1969 bis 2014 gebauten VW T2 auch ohne Servounterstützung angesichts des großzügigen Volant-Durchmessers kein Ungemach. Wer sich in dieser Disziplin anstrengt, genießt einen lächerlich kleinen Wendekreis – keine Kunst bei 240 cm Radstand und 442 cm Gesamtlänge, könnte man hier einwerfen. Derlei steht jedoch nur dem zu, der das hakelige Viergang-Getriebe mit dem ewig langen Schalthebel fehlerfrei gebändigt hat. Was soll’s, wenn ein Fahrzeug soviel Platz und Unabhängigkeit gibt, darf man ihm auch etwas mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen.  

Das VW Sondermodell kam stets in rot-weißer Lackierung ©autorild.de

 Mit der „edição 50 anos“ wurde 2007 der 50. Geburtstag von Volkswagen do Brasil gefeiert ©autorild.de 

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