2 Türen

Plaste und Elaste aus Zwiggau? Nä – das Trabant P70 Coupé kam aus welchen Gründen auch immer mit Stahlblechkarosserie. Womöglich schielte man auf den Export in den Westen, doch da wirkte das P70 Coupé seht ähnlich wie ein Karmann-Ghia: Flotte Optik, nix dahinter. 

B-Säule? Brauchte das Trabant Coupé nicht ©autorild.de

Tatsächlich krawallte hinter dem weit aufgerissenen Kühlergrill vom AWZ Coupé der gleiche Asthmatiker, der auch P70 Kombi und Limousine befeuerte. Aus 690 ccm Hubraum ließen sich wenig aufregende 16 kW/22 PS bei 3.500 Umdrehungen und 53 Nm Drehmoment bei 1.900 Touren mobilisieren.

Angesichts der auffällig angedeuteten Lufthutze mochte man durchaus mehr erwarten. Dass der 6,8:1 verdichtete Zweizylinder vom 1957 lancierten AWZ P70 Coupé seine Kraft über ein Dreigang-Getriebe mit Krückstockschaltung an die Vorderräder leitete, war noch akzeptabel, dass er dabei zweitaktertypisch aus dem Auspuff bläute, hingegen weniger. Zu einem Renommierwagen, und sei er noch so klein, passte das einfach nicht.

Die sachlich gehaltene Karosserie vom P70 Coupé kommt ohne viel Chromtrimm aus ©autorild.de

Optisch machte das P70 Coupé einiges her

Fahrdynamisch konnte sich das AWZ P70 Coupé immerhin von seinen Modellgenossen absetzten: Mit 100 km/h Spitze war der Oldtimer-Kleinwagen zehn Sachen schneller als Limousine und Kombi, mit denen er 238 cm Radstand, 374 cm Länge und 150 cm Breite teilte. Mit 140 cm baute das ebenfalls auf einem Kastenrahmen basierende P70 Coupé allerdings eine knappe Handbreit flacher. Verzögert wurde hier wie da über seilzugbetätigte Duplexbremsen; die vordere Einzelradaufhängung und die hintere Starrachse verfügte beide über mit Querblattfedern und hydraulische Stoßdämpfer und fielen damit ebenso klassengemäß aus. Äußerst chic und ganz nach Zeitgeschmack waren die rahmenlosen Seitenfenster und  fehlenden B-Säulen.

Die Blechkarosserie verstärkte AWZ an diversen Stellen durch Holzeinlagen ©autorild.de

Das AWZ P70 Coupé wurde in sehr niedriger Auflage gebaut

Über das P70 Coupé informierte eine Werbebroschüre: „Man begegnet ihm sowohl im Straßenbild der Weltstädte als auch auf den langen Schnellverkehrsstraßen des In- und Auslandes.“ Da musste man im Inland einen guten Tag erwischen, denn angesichts Echtleder-Ausstattung, Kurbelfenstern und Kofferraum-Beleuchtung verkörperten Arbeiter und Bauern kaum die erste Zielgruppe. Und auch im Ausland gehörte das AWZ P70 Coupé, das bis zur P70-Einstellung 1959 in etwa 1.500 größtenteils in Handarbeit gefertigten Einheiten entstand, keineswegs zum alltäglichen Straßenbild. Da erfreut es umso mehr, jetzt noch ein liebevoll gepflegtes und sicher restauriertes Exemplar anzutreffen – zufällig in der Weltstadt Berlin.

Der kantige P70- und der flotte Coupé-Schriftzug gingen eine markante Liason ein ©autorild.de

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