Oben ohne

Aus vorhandener Kompaktwagen-Technik einen Sportler ableiten? So entstanden aus dem Opel Ascona der Manta, aus dem VW Golf der Scirocco und aus dem Fiat 128 der X1/9. Doch der im September 1972 eingeführte Fiat Sportwagen glänzt sogar mit Mittelmotor.

 Der große Kühlergrill vom Fiat Sportwagen versteckt sich unterhalb der Stoßstange ©autorild.de

Der Fiat X1/9 baute gerade mal 157 cm breit, 114 bis 117 cm hoch und bei 220 cm Radstand 383 bis 398 cm lang – letztere Differenzen sind den nachgiebigen wie klobigen US-Stoßstangen zu verdanken, die den von Bertone sehr filigran gezeichneten X1/9 verunzierten wie kaum ein anderes Auto.

Vorliegender Fiat Oldtimer trägt vorn jedoch eine nochmals andere Stoßstange, über deren Herkunft sich nichts herausfinden ließ. In jedem Fall fügt sie sich bestens in die Linie vom bis zu 185 km/h schnellen Fiat Cabrio ein. Hinter dessen Targa-Sicherheitsbügel á la Porsche 914 baut sich übrigens kein zusammengeklapptes Dach auf, sondern die Motorhaube.

Kantiger Kunststoff beherrscht das Cockpit vom Fiat Oldtimer ©autorild.de

Der X1/9 verkörperte ein echtes Sicherheitsauto 

Schwer geriet der Fiat X1/9 trotz aller Versteifungen zur Erfüllung strenger US-Sicherheitsvorschriften nicht, das Gewicht des Zweisitzers blieb stets unter der ein-Tonnen-Marke. Ab 1979 boten die Fiat Händler den selbstverständlich mit Klappscheinwerfern bestückten X1/9 neben den Dreizehn- mit Fünfzehnhunderter-Vierzylindern an. Die größeren Motoren umfassten Bosch-Einspritzung anstelle eines Vergasers eine Fünf- statt Viergang-Schaltung. Die 13-zölligen Speedline-Felgen im Wählscheiben-Design wurden erst im Modelljahr 1987 eingeführt, doch was lässt sich schneller wechseln als Felgen? 

Dieser X1/9 trägt außen Bertone-Embleme als Hinweis auf den Vertreiber ©autorild.de

Im Fiat X1/9 schlummerte eine pfiffige Konstruktion 

Im X1/9 winkten mit Motorleistungen von 75 bis 86 PS respektable Fahrleistungen; das Handling sorgte wie die Beschleunigungszeit von unter zehn Sekunden für den Standardsprint für Begeisterung. Fiat sparte sich eine teure Fahrwerkskonstruktion und baute kurzerhand die Vorderachse des 128 samt Quermotor und Getriebe hinter die Fahrgastzelle. Denn einen Vorderradantrieb mochte man anders als später VW der sportlich ambitionierten Kundschaft nun wirklich nicht zumuten. So nahmen die Fiat Autohäuser bis zur Vertriebseinstellung 1988 über 160.000 Bestellungen entgegen. Die Vorderachslösung dürfte auch Walter Treser inspiriert haben, bei seinem Treser TR1 ähnlich vorzugehen – nur mit Golf GTI-Teilen.

Die wuchtige US-Stoßstange tat dem Fiat Cabrio optisch keinen Gefallen ©autorild.de

Ein Fiat Oldtimer für Sonnentage

In den 70ern galt der Fiat X1/9, ab 1982 wie unser Fotomodell unter Bertone-Label vertrieben, bei so manchem als vernünftiges Auto. So auch im Werk „Overload“ von Arthur Hailey, der seinen Schürzen jagenden Protagonisten Nim in einen X1/9 setzt und über die zeitgenössischen Gas Guzzler aus US-Produktion schmunzeln, aber auch über die beengten Platzverhältnisse klagen lässt. Wie wissen nicht, ob der Besitzer des gezeigten Bertone X1/9 letzere Sorgen teilt, wohl aber, dass er ein äußerst prachtvolles Fahrzeug sein Eigen nennt. Möge er sich noch lange den Wind durch die Haare fahren lassen und dem gern im Verborgenen wütenden Rost stets einen Schritt voraus sein.

 Mit dem großen Motor bekam der Fiat X1/9 auch ein Fünfgang-Getriebe ©autorild.de

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