2 Türen

Immer stand die ostdeutsche Autoproduktion der Westdeutschen nicht hinterher. Anfangs war das Portfolio durchaus modern. Klares Highlight war neben dem 313 Roadster das Wartburg 311 Coupé.
 Die Front vom Wartburg 311 Coupé zieren Zusatzscheinwerfer ©autorild.de

Wonach das Wartburg 311 Coupé aussieht? So könnte man das Design hinterfragen. Es ginge aber auch so: Welche Zeitgenossen sehen nach 311 Coupé aus?

Denn seinerzeit war der zweitürige Wartburg gestalterisch voll auf der Höhe. Flach geschnitten, betonte Heckkotflügel, modischer Eggcrate Grill – damit fiel das bei 245 cm Radstrand 421 cm lange, 157 cm breite und 145 cm hohe Wartburg Coupé zwischen Borgward Isabella und Mercedes 190 SL. Doch anders als der Benz und die Bremerin ruhte der Wartburg 311 auf einem Fischbauchrahmen. Das war in Europa zwar nicht mehr der letzte Schrei, erlaubte aber, unkompliziert eine Vielzahl an Karosserie-Varianten.
 Hersteller vom 311 Coupé war der VEB Automobilwerk Eisenach ©autorild.de

Technisch hinkte der Wartburg Oldtimer hinterher

Im Vorderwagen vom 311 Coupé ging es nicht nur in punkto Zylinderzahl weniger großzügig zu. Hier sorgten 33 kW/45 PS und 93 für standesgemäßes Vorankommen. Maximal waren mit dem Boulevard-Beau 125 Sachen drin, der Sprint von 0 auf 100 dauerte rund 27 Sekunden. Die Verzögerung oblag im Wartburg Oldtimer Trommelbremsen, die vorn nach dem Duplex und hinten nach dem Simplex-Prizip arbeiteten. Die Motorkraft wurde über ein Viergang-Getriebe mit Lenkradschaltung und unsynchronisiertem ersten Gang an die einzeln an einer Querblattfeder aufgehängten Vorderräder geleitet. Vorkriegsarchitektur gab es auch hinten, dort tat eine von Längslenkern geführte Starrachse an obenliegender Querblattfeder Dienst.
Die Flanke vom Wartburg Oldtimer ist nach wie vor sehr elegant ©autorild.de

Das 311 Coupé blieb eine Randerscheinung

Dass der Einliter-Dreizylinder im Wartburg 311 Coupé nach dem Zweitakt-Prinzip arbeitete, war anfangs noch akzeptabel, doch wäre für dauerhaft lukrative Exportaufträge ein Viertakter nicht schlecht gewesen. Selbst die Kettenblauraucher der Auto Union beugten sich dem ungeschrieben Diktat dieser Neuerung – und fuhren brutal in die schwarzen Zahlen. Für das Elfer Coupé war 1965 nach 5.487 Exemplaren Schluss; einerseits waren die Presswerkzeuge ausgelutscht, andererseits standen das modernisierte Zwischenmodell 312 und der Wartburg 353 in den Startlöchern. Aber letzteren gab es weder als Zweitürer noch mit der sehr geschmackvollen Zweifarblackierung. Was blieb, waren Zweitakter und Fischbauch.
Dank größeren Hubraums avanciert der Wagen zum Wartburg 1000 ©autorild.de

Alles daran am Wartburg 311 Coupé

Vorliegender Wartburg Oldtimer wurde gemäß dem Zeitgeschmack und vermutlich auch dem Vorhandensein bestimmter Teile individualisiert. Der sportlichen Note zuträglich sind die Zusatzscheinwerfer, die Heckjalousie und der Rallyestreifen allemal, Dass die Talbot-Spiegel auf den Kotflügeln das harmonische Exterieur aufwerten, steht außer Frage; dass die klobigen Plastikaußenspiegel dies jedoch überkompensieren, leider auch. Gleiches gilt für die Nebelschlussleuchte und den Rückfahrscheinwerfer, die gewiss praktisch und sicherheitssteigernd, aber stilistisch nicht sonderlich passend sind. Wie auch immer: Nach dem Wartburg 311 Coupé und seinen Geschwistern ging es bergab.
Heckjalousie und Rallyestreifen trimmen das Wartburg Coupé auf sportlich ©autorild.de 

Diesen Artikel teilen in:

Submit to DeliciousSubmit to DiggSubmit to FacebookSubmit to Google PlusSubmit to StumbleuponSubmit to TechnoratiSubmit to TwitterSubmit to LinkedIn

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren