4 Türen

Wer hatte in den 60ern Diesel-Pkw im Angebot? Peugeot den 404. Und Mercedes-Benz den W110. Wer es wirtschaftlich liebte, war sowohl mit 404 Diesel als auch mit 190D beziehungsweise 200 D bestens bedient.
Die Rundscheinwerfer-Front des 200D erinnert an seinen Ponton-Vorgänger ©autorild.de

Stilistisch war der Mercedes W110 genau wie sein ebenso mit einzelnen Rundscheinwerfern gesegneter französischer Klassenkamerad nicht ultramodern, aber auch nicht veraltet:

Die kleine, da zunächst nur vierzylindrige Mercedes Heckflosse hieß nicht umsonst so. Der Löwe verfügte ebenfalls über das, was beim Daimler als Peilstege versachlicht wurde. Und solche gab es auch im Mutterland der Flossen weiterhin, auch wenn Exzesse wie von Cadillac und Chrysler Mitte der 60er Jahre längst vorüber waren. Exzessiv waren beim Mercedes 200D, der dem von 1961 bis 1965 gebauten 190D folgte, allein die Detailverliebtheit im Innenraum und die Sparsamkeit: Mit neun Liter besteuertem Diesel oder steuerfreiem Heizöl auf 100 km kam in der oberen Mittelklasse sonst keiner aus, dafür war aber auch keiner langsamer.
Die W110-Modellpflege ist leicht an Chromtrimm der C-Säule zu erkennen ©autorild.de

Mit dem Mercedes 200D zur Entdeckung der Langsamkeit

Performance war speziell diesem Mercedes Oldtimer fremd, was bei 40 kW/55 PS und 113 Nm Drehmoment, sie sich der zwo Liter große Vierzylinder-Saugdiesel geräuschvoll abrang, auch nicht weiter verwundern sollte. Mit der Viergang-Schaltung bequemte sich die 1350 kg wiegende Limousine in 28 Sekunden von 0 auf 100 und warf bei 133 Sachen das Handtuch. Noch schwächlicher ging es mit der Vierstufen-Automatik, während die Bremsen des bei 270 cm Radstand cm 473 langen, 180 cm breiten und 150 cm hohen Mercedes 200D den Mangel an Dynamik geradezu überkompensierten: Den hinteren Trommeln sprangen vorne Scheibenbremsen bei. Allzu üppig dimensioniert waren die Stopper des W110 indes nicht, da sie irgendwie unter die kleinen 13-Zoll-Felgen vom Mercedes Oldtimer passen mussten.
Ein Performer war der Mercedes 200 D nie, dafür aber beliebter als die Benziner ©autorild.de

Der Mercedes Oldtimer begeisterte die Kundschaft

Mit denen fügte sich der Mercedes 200D allerdings dem Zeitgeschmack, was die Kunden neben seiner Zuverlässigkeit, der Sparsamkeit und dem großzügigen Platzangebot durchaus zu schätzen wussten: 161.618 der insgesamt 628.282 zwischen 1961 und 1968 gebauten Mercedes Modelle vom Typ W110 entfielen auf den 200D, weitere 225.645 auf den 190D. Vorliegender Publikumsliebling mit Heckflosse macht einen ordentlichen Eindruck und dürfte mit hoher Sicherheit schon einmal restauriert worden sein. Soviel Geld in einen Diesel-Oldtimer stecken? Aber ja, das fährt der Benz schon wieder ein. Auch wenn es nicht nur wegen der „Rudolf-Diesel-Gedenkminute“ beim Vorglühen etwas dauert.

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