Oben ohne

Was Lincoln auto-mäßig so alles draufhatte, verwunderte in den frühen 1950ern auch so manchen Europäer: Nicht wenige lernten Fords Luxusautos ausgerechnet durch die Carrera Panamericana kennen, bei der Lincoln gar kein schlechtes Bild abgab.

Die drei Chrom-Bullaugen unter der A-Säule des Capri sind nicht original ©autorild.de

Natürlich hatten die Lincoln Modelle nicht den Hauch einer Chance gegen die agilen und leichten Sportwagen aus der alten Welt. Doch 1953 gab es sowohl eine Klasse für die Eurosportler und eine für wuchtige US Cars. Hier waren – wenn auch angeblich im Stock-Trimm – die schweren Oberklasse-Schlitten am Zug:

Auf den langen Geraden konnten die toten Präsidenten mit ihren 205 PS sie nur so dahinfliegen, sodass es zu einem äußerst publikumswirksamen 1-2-3-4-Sieg von Stephenson, Mantz, Faulkner und Wright kam. Die Erzrivalen Chrysler und Cadillac waren auf die Plätze verwiesen, das Image der Ford-Nobeldivision vergoldet, schwupps, kletterte der Lincoln Auto-Absatz 1953 gegenüber dem Vorjahr um 13.491 auf 40.762 Einheiten.

An Chrom mangelt es der Front vom Lincoln Oldtimer gewiss nicht ©autorild.de

Die Capri-Sonne schmeckt im offenen Lincoln am besten

Vorliegendes 1955er Lincoln Capri Convertible eignete sich des keinerlei Schutz bei den häufigen Abflügen in Kakteenfelder oder tiefe Schluchten bietenden Daches wegen an sich gar nicht für die Panamericana. Umso besser taugte der 2.002 kg schwere Lincoln Oldtimer allerdings für kommodes Reisen und gemütliches Cruisen in den Countryclub. Wer das Gaspedal nur streichelte, entlockte dem 225 PS und 464 Nm mobilisierenden 341 cui V8 kaum einen Mucks. Und die Pneus an der hinteren Starrachse mit Blattfedern ließ der typische Lincoln-Fahrer nicht mal im Traum quietschen und rauchen. Besser so, denn sollte sich aus diesem Kavaliersdelikt eine Verfolgungsjagd entwickeln, brachen fürs mit vier Trommelbremsen versehene Capri Convertible harte Zeiten an.

Den Lincoln Capri befeuerte natürlich ein V8, daher das V-förmige Signet ©autorild.de

Der Lincoln Oldtimer bot reichlich Komfort

Zum Bummeln verdammt war der Lincoln Capri dennoch nicht: In Kombination mit der serienmäßigen Dreistufen-Automatik vom Typ Turbo-Drive – zuvor hatte bot Lincoln GM-Automaten bezogen – rauschte das Lincoln Cabrio in rund 12 Sekunden von 0 auf Tempo 100 und erzielte 173 Sachen Spitze. Mehr als genug, um auf den damals noch nicht tempolimitierte Highways längere Reisen anzutreten. Kommod ausgestattet war der bei 312 cm Radstand 548 cm lange, 197 cm breite und 159 cm hohe Lincoln Oldtimer allemal, ab Werk zierten elegante Textilposter, den relativ zurückhaltend gestalteten Innenraum. Optional gab es Teilledersitze, eine Fernlicht-Automatik und eine Klimaanlage.

Die Heckflossen fielen am Lincoln Cabrio sehr dezent aus ©autorild.de

Individualisierungen am Lincoln Capri

Jene scheint unser Lincoln Oldtimer nie gekannt oder bereits in einer Restauration vergessen zu haben. Ob in diesem Zuge auch die vertikalen Kanten auf der Grillleiste und die drei Portholes auf den Kotflügeln á la Buick angebracht wurden? Zudem könnte der Lincoln Y Block einem GM 350er Small Block Platz gemacht zu haben, der Eigner gibt jedenfalls 5,7 Liter Hubraum anstelle der 5,6 für den 341er an. Dass der Besitzer vom lediglich 1.487 Mal gebauten Lincoln Capri Convertible noch lange Freude an seiner Rarität haben wird, steht angesichts des Claims für 1955er Modelljahr außer Frage: Lincoln for modern living for magnificent driving.
Ford gestattete Lincoln ein von Jets inspiriertes Emblem ©autorild.de

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