2 Türen

Wer sich im Wirtschaftswunder noch keinen VW Käfer oder Ford 12M leisten konnte, musste nicht auf dem Motorrad nass werden: Funktionale Kleinstwagen wie das Glas Goggomobil  hatten Hochkonjunktur.

Die Kühlergrill-Attrappe am Glas Oldtimer war ein beliebtes Zubehör ©autorild.de

Das 1955 eingeführte Glas Goggomobil ließ eine andere Fahrzeuggattung der Nachkriegsjahre, die Kabinenroller, arg alt aussehen. Es bot aufstrebenden Zweiradfahrern wie seine Rivalen zwar ein Dach über dem Kopf und eine Komplettverglasung,

trat mit seinem Threebox-Design formal aber wie ein größeres Auto auf. Tatsächlich überlebte der kleinste aller Glas Pkw die Eier auf Rädern, die Asphaltblasen, die Knutschkugeln und wurde bis 1969 gebaut. Mit 284.491 Einheiten avancierte das Goggomobil auch zum meist gebauten Glas Auto. 214.313 Exemplare liefen als Limousine vom Fertigungsband im bayerischen Dingolfing, während das Goggo TS Coupé lediglich 66.511 und der Goggo TL Transporter gerade mal 3.667 Kunden überzeugten.

Die Glas Pkw liefen bis zur Einstellung durch BMW in Dingolfiung vom Band ©autorild.de

Im Unterhalt ist der Glas Oldtimer preiswert

Antriebsseitig spielte das Goggomobil in einer Liga mit den angezählten Heinkel, Messerschmidt und Isetta: Der im Heck quer eingebaute Zweitakt-Twin mit Gebläsekühlung schöpfte aus 247, 296 respektive 395 ccm Hubraum knallharte 13,6, glatte 15 beziehungsweise 18,5 PS. Das maximale Drehmoment betrug entsprechend 21, 23 oder gar 32 Nm. Damit waren maximal 80 bis 95 km/h drin; damit wurde der Claim „Er wohnt in München, sie in Kiel – Lösung klar: Goggomobil“ zum Tagesprogramm. Allerdings nicht zu einem sonderlich teuren: Den Verbrauch von 6,0 l/100 km der beiden kleineren Versionen konnte sich quasi jeder leisten. Auch der Goggo 400 riss mit einem Verbrauch von 6,8 l/100 km kein Loch ins Budget.

Der Kofferhalter am Goggo kompensiert nicht vorhandenen Gepäckraum ©autorild.de

Platz bot das Goggomobil nur vorne

Zur Verzögerung der 415 kg leichten Goggomobil Limousine dienten vier hydraulisch betätigte Trommelbremsen. Die Zehn-Zoll-Rädchen hingen vorne einzeln an Querlenkern und an der angetriebenen hinteren Pendelachse einzeln an Längslenkern. Obgleich es in der Goggo Limousine eine Rückbank gab, empfahl sich die Mitnahme weitere Fahrgäste im Fond nicht: Der Glas Oldtimer baute bei 180 cm Radstand gerade mal 290 cm lang, 128 cm schmal und 131 cm hoch. Wer dem Babyalter entwachsen war, hockte sich am besten quer hinein und zog die Beine an. Zudem sorgten mehr Insassen im bayerischen Kleinstwagen wie auf einem Motorrad für eine deutlich spürbare Verschlechterung des Leistungsgewichts. 

In strahlendem Gelb war das Goggomobil zunächst nicht erhältlich ©autorild.de

Auch für Goggo gab es umfassendes Zubehör

Vorliegendes Goggomobil wurde ab 1957 und spätestens 1963 gebaut, zuvor gab es statt Kurbel- Scheibefenster, und ab 1963 wichen die Selbstmördertüren vorn angeschlagenen Portalen. Das satte Gelb gab es im Gegensatz zur roten Kunstlederausstattung ab Werk nie, Kunden hatten die Wahl zwischen Saharagelb oder einem anderen Fahrzeug-Hersteller. Die Chromleisten und die Kühlergrill-Attrappe stellen zeitgenössisches Zubehör dar, der Kofferhalter auf der Motorhaube ebenfalls. Sinnvoll war er in jedem Fall, denn sonst fand das Gepäck nur auf der Rückbank Platz. Einen vorderen Kofferraum gab es nicht, auch wenn das die geschwungene Kante simuliert: Irgendwo mussten ja auch die Beine der Insassen hin.

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